1959: Treffen von Chruschtschow und Nixon

aus OWEP 4/2017  •  von Xenia Baljakin

Xenia Baljakin: Studentin der Lateinischen Philologie und Katholischen Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Im Rahmen eines Kulturaustauschprogramms eröffnete Richard Nixon, Vizepräsident der USA, am 24. Juli 1959 die American National Exhibition in Moskau, eine Ausstellung über den American way of life, die den Kapitalismus von seiner besten Seite zeigen sollte. Sie markierte einen Wendepunkt in der Beziehung zwischen den beiden Großmächten, wenn auch auf ungewöhnliche Art und Weise. Der Grund dafür ist ein Gespräch zwischen Nixon und Chruschtschow, das sich vor laufender Kamera in einer Modellküche der Ausstellung zutrug und heute noch als „Küchendebatte“ bezeichnet wird. Dabei trafen nicht nur zwei Staatsmänner, sondern auch zwei im Grunde verschiedene Kulturen aufeinander, deren Vorzüge es in der Öffentlichkeit zu präsentieren galt. Um den American way of life zu propagieren, hatten die USA sich alle Mühe gegeben, denn zum ersten Mal hatten sie die Gelegenheit, einen direkten Draht zur Moskauer Bevölkerung herzustellen und sie vom Kapitalismus zu überzeugen.

Das anfangs noch unverfängliche Gespräch über diverse Haushaltsgeräte und deren Nutzen mündete in eine improvisierte Debatte über die Vorzüge des Kommunismus bzw. des Kapitalismus, die später sowohl im russischen als auch amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Die Stimmung kippte jedoch fast, und es entbrannte eine hitzige Diskussion, in der sämtliche Regeln der Diplomatie über Bord geworfen wurden. So stupsten sich die beiden und fuchtelten mit ihren Fingern vor dem Gesicht des anderen. Nixon drohte Chruschtschow, dass jedes seiner Worte im amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt würde, dieser verlangte, dass seine Antworten laut ins Englische übersetzt würden, nicht nur leise für Nixon, und hielt Nixons Hand so fest, dass der sich nicht aus seinem Griff befreien konnte.

Auch wenn dieser offene Streit kein Musterstück an Diplomatie war, endete er friedlich und war eine erste Annäherung der beiden Großmächte auf menschlicher Ebene. Nixon brachte die Demonstration von Stärke die Nominierung zur Präsidentschaftskandidatur ein; allerdings sollte später Kennedy das Rennen machen.