Kloster Kovilj – ein orthodoxes Kloster in Serbien mit ökologischer Prägung

aus OWEP 3/2010  •  von Porfirije Peric

Bischof Porfirije (Perić) ist Vikarbischof des Serbischen Orthodoxen Bistums der Bačka und Abt des Klosters Kovilj.

Am Rande der unübersehbaren Ebene der Bačka, in der Nähe der Stadt Novi Sad, erheben sich die Kreuze und Kuppeln eines der größten serbischen Heiligtümer – des Klosters Kovilj. In der turbulenten Leidensgeschichte dieser Kirche, die den Heiligen Erzengeln Gabriel und Michael gewidmet ist, sind lebensspendende Perioden des Friedens mit harten Schlägen der Eroberer verwoben, in denen das Kloster Opfer grausamer Zerstörung war.

Nach der Volksüberlieferung beginnt die Geschichte des Klosters Kovilj mit dem größten Heiligen und christlichen Aufklärer des serbischen Volkes, dem Heiligen Sava. Genau an dem Ort, an dem sich das Kloster heute befindet, versöhnte der Heilige Sava durch seine geistige Autorität die Herrscher zweier verfeindeter Staaten und Völker – seinen Bruder Stefan den Erstgekrönten, König von Serbien, und den ungarischen König Andreas II. Als Symbol und Denkmal dieser Versöhnung gründete der Heilige Sava das Heiligtum von Kovilj. Seitdem war das Kloster vielen Veränderungen ausgesetzt, und sein ursprüngliches Aussehen ist nicht erhalten geblieben.1

Bis zum Abschluss des Friedens von Karlovac am Ende des 17. Jahrhunderts sieht sich das Kloster von Kovilj den ständigen Attacken türkischer Angreifer und Plünderer ausgeliefert. Jeder dieser zerstörerischen Feldzüge hinterließ große Schäden am Kloster. Deshalb wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts (genauer im Jahre 1707) die Erneuerung der alten Kirche abgeschlossen. Doch schon 30 Jahre später war die Kirche kaum noch zu gebrauchen. Infolgedessen wurde 1741 neben der alten Kirche eine neue nach dem Vorbild des Klosters Manasija gebaut, das sich im damals von den Türken beherrschten Serbien befand. In dieser neuen Kirche wurden das Alte und das Neue sehr erfolgreich miteinander verbunden, sodass sich serbische mittelalterliche mit barocken Elementen verflechten.

Die Leidensgeschichte dieses Heiligtums setzte sich auch in den folgenden Jahrhunderten fort. Im 19. Jahrhundert war es Opfer der serbisch-ungarischen Auseinandersetzungen, während des Befreiungsaufstandes 1848, als die Serben der Vojvodina mutig für ihre Unabhängigkeit und ihren Fortbestand kämpften. Die Bruderschaft des Klosters bot den serbischen Führern, dem Metropoliten Stefan Stratimirović und dem Heerführer Knićanin wie auch allen furchtlosen serbischen Soldaten Unterkunft, Nahrung und geistigen Beistand. Infolge dieser Ereignisse wurde das Kloster ernsthaft beschädigt. Diese schweren Zerstörungen führten dazu, dass die alte Kirche bis auf die Grundmauern abgerissen werden musste, auf denen mit der Zeit eine neue Kirche gebaut wurde. Für die alte Ikonostase, die durch Feuer vernichtet worden war, wurde eine neue hergestellt, die im Geiste der italienischen Renaissance durch die Hand des begabten serbischen Malers Aksentije Marodić angefertigt wurde und auch heute noch die Seelen vieler Gläubiger im Gebet vereint.

Das Kloster besitzt eine wertvolle Bibliothek, in der sich unter den umfangreichen theologischen, philosophischen und historischen Texten auch Originalhandschriften sowie viele alte gedruckte Bücher befinden. Das größte Reichtum des Klosters Kovilj stellt jedoch die lebendige Gemeinschaft von Menschen dar – Mönche, Künstler, Wissenschaftler und alle Gläubigen, die in der gesamten Zeit seines Bestehens ihre eigene Existenz dort, unter dem himmlischen Schutz des Klosters, bestätigt gesehen haben. Einer von diesen vielen ist der große serbische Historiker und Verfasser der berühmten „Geschichte der slawischen Völker“, Archimandrit Jovan Rajić, der im Kloster Kovilj Mönch wurde, später zum Abt ernannt und schließlich dort beigesetzt wurde. Ihm zu Ehren und zum Gedächtnis wurde in den Räumlichkeiten des Klosters ein Museum eingerichtet.

Zur Bruderschaft des Klosters gehörte auch der Mönch, Märtyrer und große Maler des 20. Jahrhunderts, der Heilige Rafailo Momčilović, der wegen seines gottesfürchtigen Lebens und seines Märtyrertodes zum Heiligen und Märtyrer der Orthodoxen Kirche erklärt wurde. Der Heilige Rafailo verweilte oft im Kloster von Kovilj und hinterließ diesem Heiligtum zahlreiche Bilder von hohem Wert. Đorđe Branković, der später serbischer Patriarch werden sollte, legte ebenfalls in Kovilj sein Mönchsgelübde ab. Künstler, Schriftsteller, Denker wie z. B. Dobrica Milutinović, Veljko Petrović, Milutin Kašanin, Vojislav Matić, Laza Kostić und andere fanden geistigen Frieden oder Inspiration in der geweihten Ruhe von Kovilj.

So ist es auch heute. Die Flügel der göttlichen Erzengel unterstützen auch in heutiger Zeit insbesondere junge Seelen in ihrem furchtlosen und unbarmherzigen Kampf gegen eine Heimsuchung der Neuzeit – die Drogenabhängigkeit. Die Mönche des Klosters Kovilj bieten mit viel aufopfernder Liebe und großem Engagement diesen unglücklichen Menschen die Möglichkeit, ein neues Leben zu beginnen. Hier wird nämlich seit Jahren systematisch und gewissenhaft an der Heilung von schwerer Drogenabhängigkeit gearbeitet. Das ganze Programm wurde „Land der Lebenden“ genannt und nahm seine Tätigkeit am 28. Januar 2006 auf. Bis jetzt wurden vier stationäre Wohngemeinschaften bzw. Häuser eröffnet: Čenej, Vilovo, Brajkovac sowie ein Frauenhaus im Kloster der Himmelfahrt der Heiligen Maria in Bačko Petrovo Selo.

Blick auf Kloster Kovilj (Foto: Renovabis-Archiv)

Weitere therapeutische Wohngemeinschaften sind geplant, weil der Bedarf bedauerlicherweise groß ist. Dafür sind allerdings erhebliche Mittel notwendig, über die das Kloster leider nicht verfügt. Dies ist ein erster Versuch des Bistums der Bačka, dass die Serbische Orthodoxe Kirche bei der Lösung dieses Problems hilft. Wie in der Vergangenheit, so verrichtet das Kloster auch heute seine komplexe und vielseitige Mission mit der Unterstützung gutherziger Menschen, die selbstlos Hilfe leisten, sei es durch materielle oder auch moralische Unterstützung. Unter diesen gebührt dem deutschen Hilfswerk Renovabis ein besonderer Platz, denn bis heute unterstützt es nicht nur das Programm „Land der Lebenden“, sondern auch eine ganze Reihe von Aktivitäten, mit denen sich das Kloster Kovilj heutzutage befasst. Die Hilfe dieser renommierten Organisation blieb auch während der Verwirklichung des Programms zur Erhaltung und Zucht einheimischer Tierarten nicht aus: wie bei der Schweineart „Mangulitza“ und bei Rindern, so auch bei der Kultivierung landwirtschaftlicher Erzeugnisse.

Die besondere Aufmerksamkeit der Mönche des Klosters gilt der Bienenzucht und der Herstellung hochqualitativen und ökologisch reinen Honigs. Das Kloster verfügt über mehr als zweihundert Bienenstöcke sowie über die vollständige Ausrüstung zur Herstellung von Honig. Durch das systematische Aufstellen von Bienenstöcken in den sauberen und blütenreichen Ebenen der Bačka bekommen die Mönche verschiedene Sorten von Honig. Die Einkünfte aus dem Verkauf des Honigs decken die grundlegenden Kosten des Klosters und fließen in die Entwicklung vieler anspruchsvoller Projekte, mit denen sich das Kloster beschäftigt.

Darüber hinaus steht das Etikett des Klosters Kovilj auf den Flaschen verschiedener Spirituosen wie z. B. Pflaumenbrand, Aprikosenbrand und Quittenbrand sowie auf den Packungen verschiedener handgemachter Käsesorten wie z. B. Trappistenkäse, Edamer und Gouda als ein in Serbien schon gut bekanntes Zeichen allerhöchster Qualität. Mithilfe von Ratschlägen der besten Fachleute produzieren die Mönche Käse und Spirituosen nach traditionellen Rezepten, wobei sie ständig das Herzensgebet praktizieren. Durch den Genuss dieser Früchte sowie der Früchte des starken und weitverzweigten Stammes der klösterlichen Spiritualität lassen sich der wohltuende Segen und die Präsenz Gottes spüren; ein Vorgeschmack dessen, worauf jeder Christ hofft: das Reich Gottes.

Aus dem Serbischen übersetzt von Rade Kisić.


Fußnote: