Die Lage ist unübersichtlich: Religiöse Sondergemeinschaften in Russland

aus OWEP 4/2000  •  von Paul Roth

Prof. Dr. Paul Roth ist Professor emeritus für Politikwissenschaft an der Universität der Bundeswehr in München.

Das russische Religionsgesetz vom Jahre 1997, das das sowjetische und russische Religionsgesetz vom Jahre 1990 angeblich verbessert hat, zeigt ziemlich klar zwei Ziele: 1. Der Russischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchates soll ein Vorrang gegenüber den anderen Religionsgemeinschaften eingeräumt werden; 2. Der Einfluss von Sekten soll zurückgedrängt oder ausgeschaltet werden. Das Moskauer Patriarchat hat die Verabschiedung dieses Gesetzes gefördert, die Kommunisten in der Duma haben dies unterstützt, um ausländische Sekten zu blockieren. Die Nationalpatrioten hätten am liebsten, wenn die Russische Orthodoxe Kirche wieder zur Staatskirche erklärt würde.

Zumeist geht man heute davon aus, dass etwa die Hälfte der Bevölkerung Russlands sich zu einer Religionsgemeinschaft bekennt (bei einer Gesamtbevölkerung von 148 Millionen). Die Angaben über den niedrigen Gottesdienstbesuch lassen allerdings daran zweifeln, ob diese Zahlen mehr einen Gemütsausdruck als eine Entscheidung bedeuten. Unbestritten ist die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) die größte Religionsgemeinschaft. Ende der achtziger bis zu Beginn der neunziger Jahre kann man von einem „religiösen Boom“ sprechen, der vor allem der ROK zugute kam. Seit dem Ende der achtziger und dann ab 1993 nahm jedoch die Anzahl der Gemeinden von religiösen Sondergemeinschaften ebenfalls erheblich zu. Die Bezeichnung „Sekte“ wird in diesem Beitrag nur selten verwendet, da sie – vor allem in Russland – im negativen Sinne verwendet wird, öfters mit dem Zusatz „totalitäre Sekte“.

Die Bezeichnung „religiöse Sondergemeinschaft“ ermöglicht es, auch jene religiösen Gruppen zu nennen, die sich selber als Kirche oder Freikirche bezeichnen. Und schließlich gibt es in Russland eine ganze Reihe von religiösen Gruppierungen, die heidnischen Ursprungs sind oder aber das Heidentum vor der Taufe der Kiewer Rus´ wieder beleben möchten.

Wie viele Anhänger solcher religiöser Sondergemeinschaften es gibt, ist unbekannt, zumal zahlreiche Gruppen sich nicht registrieren lassen. Vor Jahren gab es einmal die Behauptung – im Kampf gegen die „totalitären Sekten“ – diese hätten drei bis fünf Millionen Anhänger. Diese Angaben waren rein propagandistischer Herkunft, wahrscheinlich sind es 300 000 bis 500 000 Angehörige einer Sondergemeinschaft, wobei die heidnischen Gruppen nicht erfasst sind. In offiziellen Angaben über die Registrierung der Religionsgemeinschaften kommt man auf etwas über 30 religiöse Sondergemeinschaften. Einige Angaben über die Anzahl ihrer Gemeinden, Zentren, Bildungseinrichtungen im Jahre 1993 und im Jahre 1997 zeigen ihr Anwachsen:

1993 1997
Molokanen 6 16
Neuapostolische 24 61
Zeugen Jehovas 44 144
Krischnaiten 58 113
Mormonen 1 11
Vereinigungskirche (Mun) 1 10

Quelle: Religija i pravo Nr. 1/1997

Zu Beginn des Jahres 1993 waren in Russland offiziell zwei heidnische Institutionen gemeldet, zu Beginn des Jahres 1997 insgesamt zehn. Zu Beginn des Jahres 1997 waren ferner zwei Institutionen von Schamanen registriert.1 Die Vielfalt der Sondergemeinschaften ist kaum überschaubar. Dazu kommen Wahrsager, Zauberer, Astrologen, Wunderheiler, Esoteriker usw., die zwar nicht zu den Sondergemeinschaften gerechnet werden können, ihre Rituale jedoch gerne mit pseudoreligiösen Elementen ausschmücken. Sie ähneln ab und an den heidnischen Schamanen.

Rückblick

In der Polemik gegen die Sondergemeinschaften in Russland wird der Akzent oft so gesetzt, als seien sie ein Import aus dem Ausland. Hinter dieser Beschuldigung verschwindet durchweg die große Anzahl russischer Sondergemeinschaften in der Vergangenheit. Ein paar stichwortartige Hinweise: Die Bogumilen (11./12. Jh.), die Strigolniki (14. Jh.), die Anhänger Baschkins und von Feodossij (15. Jh.) verwarfen Kirche, Schrift und Überlieferung. Nach der Spaltung der orthodoxen Kirche (17. Jh.) splitterten sich die priesterlosen Altgläubigen in zahlreiche Sekten auf. Die „Duchoborzen“ (Ende 17. Jh. / Anfang 18. Jh.) lehnten weltliche und geistliche Obrigkeit ab, die „Molokanen“ wollten die Urkirche wieder beleben, die „Skopzen“ schnitten sich die Geschlechtsmerkmale ab. Sie alle lehnten die geistliche Obrigkeit in Gestalt der orthodoxen Kirche ab, wurden von Kirche und Staat verfolgt.

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts breiteten sich in deutschen Dörfern die „Stundisten“ aus, die zu einer der Wurzeln des „Baltismus“ wurden, Ende des 19. Jh. kamen die „Siebentagsadventisten“ aus Amerika, die „Pfingstbewegung“ konnte in den zwanziger Jahren Anhänger in Russland gewinnen. Sonja Margolina schreibt, dass vor 1917 nach ungenauen Schätzungen bis zu einem Fünftel der Bauernschaft Sekten oder Volksbewegungen angehört hätten.2 Die Bolschewiki sahen in einigen Sondergemeinschaften Verbündete. Sie waren von Staat und orthodoxer Kirche verfolgt worden, sie vertraten teilweise die Idee vom Gemeinschaftseigentum. Kollektivgüter von Baptisten, Evangeliumschristen, Pfingstlern, Adventisten konnten entstehen. 1929/1930 wurden alle Sondergemeinschaften liquidiert bzw. in die Illegalität gedrängt. Nach dem 2. Weltkrieg breiteten sich in der Sowjetunion – natürlich illegal – die „Zeugen Jehovas“ aus. Die Wende in der Religionspolitik während des Krieges führte 1944 zur Schaffung des „Allunionsrates der Evangeliumschristen und Baptisten“. Wegen der staatlichen Eingriffe spalteten sich die „Initiatiwniki“ ab, die von da an (1961) zu den „Illegalen“ zählten.

Nach dem Ende der Religionsverfolgung

Noch vor den Religionsgesetzen des Jahres 1990 tauchten einige Sondergemeinschaften wieder auf. Die Anhänger Krischnas wurden aus der Haft entlassen, 1988 eröffneten die Siebentagsadventisten in Tula ein Verwaltungszentrum, 1988 wurde in Moskau eine Hare-Krischna-Gemeinde registriert, 1990 eine Molokanen-Gemeinschaft. 1991 fand in Rostow am Don ein Duchoborzen-Kongress statt und im Gebiet von Irkutsk ein lokaler Kongress der Zeugen Jehovas. 1990 empfing Präsident Gorbatschow sogar das Oberhaupt der „Vereinigungskirche“ Mun, der einen erbitterten Kampf gegen den Kommunismus geführt hatte. 1992 wurde die Vereinigungskirche in Moskau registriert. Der Konflikt war sozusagen vorprogrammiert, als seit 1993 Sondergemeinschaften aus dem Ausland mit viel Geld ausgestattet und in für russische Verhältnisse ungewohnter Vitalität Gläubige umwarben. Auch diejenigen Religionsgemeinschaften, - nicht nur die ROK -, die die Verfolgung durchgemacht hatten, betrachteten die Neuankömmlinge misstrauisch. Die vor allem vom Patriarch geäußerten Vorwürfe galten speziell den Sondergemeinschaften, die vom Ausland gefördert wurden.

Sondergemeinschaften ausländischer Herkunft

Baptisten, Adventisten, Pfingstler, Zeugen Jehovas usw. werden vielfach noch als religiöse Fremdkörper angesehen, vor allem, wenn sie aus dem Ausland großzügig unterstützt werden. Auch die Krischna-Anhänger gelten als Fremdländer. Örtliche Behörden machen ihnen Schwierigkeiten, ab und an schiebt man einen ihrer Anhänger ein Vergehen zu. Niemand hat einen vollständigen Überblick über Sondergemeinschaften wie „Schule für spirituelle Wiedergeburt“, „Bruderschaft des Satya Sai“ usw. Einige Sondergemeinschaften ließen sich als soziale Organisationen registrieren, z.B. das spirituelle Zentrum „Ishvara“ oder die Meister-Ramina-Garaew-Ordensmission „Schwarzer Lotos“. Seit den neunziger Jahren hat die Polemik gegen „totalitäre Sekten“ einen teils krankhaften Charakter angenommen. Sie hat auch zur Änderung des Religionsgesetzes im Jahre 1997 geführt. Der Anschlag der Aum-Sekte im Frühjahr 1995 in Tokio, Diskussionen über die Scientologen im Ausland waren ein ideales Propagandamaterial, um ihre Entfernung oder Überwachung zu fordern. In Moskau wurde Aum verboten, doch wird in den Medien immer noch vor dieser Sondergemeinschaft gewarnt. Den „totalitären“ Sekten wird vorgeworfen, dass sie vor allem Jugendliche an sich ziehen, sie zu willenlosen Ausführern von irgendwelchen Befehlen machten. Auch die „Vereinigungskirche“ (Mun) ist wieder ins Gespräch gekommen. Angeblich soll sie zu Beginn des Jahres 1996 über 10 000 Anhänger verfügt haben. Der Präsident Kalmükiens soll sie unterstützen.

Die Scientologen haben sich recht gut etablieren können. 1993 wurde im Kremlpalast die russische Übersetzung des Buches von Hubbard „Dianetik“ öffentlich vorgestellt. Angeblich soll es in Russland in 40 Städten Dianetik-Zentren und Hubbard-Colleges geben. In der erhitzten Auseinandersetzung vor der Verabschiedung des neuen Religionsgesetzes wurde u.a. vorgeschlagen, in einigen orthodoxen Kirchen Punkte für medizinisch-psychologische Hilfe für jene zu schaffen, die durch „destruktive religiöse Organisationen“ geschädigt worden sind.

Die Gegner dieser und anderer Sondergemeinschaften möchten zu den alten Mitteln greifen: Verbot, Einzug des Vermögens usw. Die Gegner der Gesetzesänderung haben der ROK und den Behörden vorgeworfen, sie würden Anschuldigungen ohne Beweise vorbringen. Wo seien Sektierer vor Gericht gestellt worden, weil sie gegen Gesetze verstoßen hätten? S. Filatow warnte 1996: „Eine in Zukunft möglicherweise repressive Gesetzgebung löst die Probleme nicht. Wenn die ausländische Missionstätigkeit stark beschränkt wird, dann erhalten einheimische Propheten, die um keinen Deut besser sind als die ausländischen, eine tüchtige Unterstützung...“3

Einheimische Sondergemeinschaften

Die Polemik gegen einheimische Sondergemeinschaften galt kaum denjenigen, die bereits in der Zarenzeit existiert hatten. Als jedoch das „Muttergotteszentrum“ in Moskau auftauchte und sich als Nachfolge der „Katakombenkirche“ bezeichnete, das Moskauer Patriarchat wegen seiner Zusammenarbeit mit dem Regime als „Räuberhöhle“ bezeichnete, war ein Konflikt unvermeidbar. Dann tauchte die „Weiße Bruderschaft“ auf, geleitet von Marina Zwigun-Kriwonogow, die sich als Gott in drei Personen bezeichnete, im November 1993 zu einem Massenauflauf ihrer Anhänger in Kiew aufrief und verhaftet wurde. Nach Abbüßung einer Strafe soll sie inzwischen in der Ukraine wieder Anhänger um sich sammeln.

1992/93 organisierte ein gewisser Tonwe nicht nur in St. Petersburg und Moskau eine „Grüne Bruderschaft“. Sie glauben an einen Schöpfergott, einen Vatergott, eine Mutter Erde und daran, dass sie die Nachfolger eines von Gott auserwählten Volkes, der „Arkaden“, sind. 1995 gründete ein Prophet Wladimir Beloled die Gemeinschaft der „Gotteskinder“. Sie glauben, dass im Anfang die Natur war, die die Dreifaltigkeit hervorgebracht hat. Der derzeitige Prophet der „Baschowzy“ ist Wladimir Sobolew. Sie halten den Ural für das energetische Zentrum Russlands, feiern alljährlich die Sommersonnwende bei Tscheljabinsk mit heidnischen Riten. Ein Sergej Torop, der sich als Wissarion bezeichnet, hält sich für den Gottessohn. Seine Gemeinschaft nennt sich „Kirche des Letzten Testamentes“. Ein vollständiger Überblick über diese Sondergemeinschaften ist nicht möglich, zumal sich – wie bereits erwähnt – nicht alle registrieren lassen. In der russischen Kirchen- und Religionsgeschichte hat es immer – und bis heute – eine Vermengung von orthodoxer Gläubigkeit mit heidnischem Aberglauben und Ritualen gegeben. Das russische Neuheidentum formte sich seit den siebziger Jahren und führte zu einer Reihe von „postatheistischen“ Sondergemeinschaften. Der eben erwähnte „Doppelglaube“ ist auch in den oben genannten Sondergemeinschaften erkennbar, die sich nicht als heidnisch bezeichnen.

Neu ist seit der Perestrojka der mehrfache Versuch, der vor allem von Intellektuellen ausgeht, aus Fragmenten und Ritualen heidnischer Zeit eine Religion zu entwickeln. die die russische nationale Kultur vor dem Einfluss der Modernisierung bewahren soll. Erste organisatorische Ansätze waren Ende der achtziger Jahre in der Bewegung „Pamjat“ zu erkennen. Bald jedoch schieden die Neuheiden aus der Bewegung aus.

1990 wurde in Moskau eine heidnische Gemeinde, die die Zeitschrift „Sokol“ herausbrachte, gegründet. Ihr Vorwurf war, dass der jüdische und der christliche Glaube die eigene slawisch-heidnische Tradition unterbrochen habe. Die alten slawischen Götter – wie Perun, Swarog, Duschbog – wurden wieder hervorgeholt. Bei diesem Prozess spielten Fragmente eines Buches „Wles“, eine Art heidnische Bibel, eine wichtige Rolle. 1993 wurde eine „Gesellschaft für vedische Kultur“ gegründet. Die Bezeichnung „Veden“ wird als früherer Name für die Slawen angesehen. Nach einem Konflikt spaltete sich diese Bewegung auf. Der radikalere Flügel beharrte auf der Verwerfung des Christentums und betreibt radikalen Antisemitismus. Nach Angaben aus diesem Kreis hat dieser Flügel der Veden Anhänger in zahlreichen Städten Russlands. Allerdings hat sich inzwischen das ideologische Konzept verändert, abgelehnt wird jegliche Religion, im Vordergrund steht der Glaube an die Kraft der menschlichen Vernunft.

Es ist nicht verwunderlich, dass Nationalpatrioten und russische Nationalsozialisten Sympathien für diese Neuheiden äußern. So ist zum Beispiel die 1996 in Moskau gegründete „Kirche Nawi“ – benannt nach einer slawischen Gottheit – Vertreterin einer rassistischen Ideologie. Seit 1997 soll es eine Annäherung an die ROK geben im Kampf gegen den „gemeinsamen Feind“, den „Zionismus“. Der ROK wird dabei zugebilligt, dass sie eine „gesunde heidnische Grundlage“ habe.

Ähnlich wie die russisch-slawischen heidnischen Sondergemeinschaften ihre Identität im historischen Kontext des Heidentums verankern, entstanden auch bei nicht slawischen Völkerschaften heidnische Sondergemeinschaften. Ihre Abwehr richtet sich nicht nur gegen die ROK, sondern zugleich auch gegen die „Fremdherrschaft“ Moskaus. Im Vordergrund steht bei ihnen die Wahrung der traditionellen völkischen Kultur. In den Teilrepubliken Mordowien, Tschuwaschien, Udmurtien und Mari war die Verehrung heidnischer Götter bis in die Gegenwart erhalten geblieben.

In Baschkirien kämpft das nationale Zentrum „Ural“ seit 1989 sowohl gegen den „russischen Chauvinismus“ wie auch gegen den „tatarischen Expansionismus“. Seit 1991 kam es in den erwähnten Republiken zu einer „nationalen Wiedergeburt“. Diese wurde vor allem von Intellektuellen getragen. In Mordowien entstand eine kleine Partei „Ersen Mstar“, deren Mitglieder die Verbreitung des Heidentums propagieren. In Tschuwaschien bildete sich als Partei Ende der achtziger Jahre der „Tschuwaschische Nationale Kongress“, der sich für das Heidentum entschied. Der Theaterregisseur Josiph Dmitriew hat eine monotheistische Religion konstruiert, in der der Gott Tura als Schöpfer und Erhalter, aber auch Asma – das ist die Natur – verehrt werden.

In Udmurtien wurde von Intellektuellen die Gemeinschaft udmurtischer Heiden „Udmurt Wesschtsch“ gegründet. Geplant ist der Bau eines heidnischen kulturell-religiösen Zentrums. Die udmurtische nationale Bewegung „Schundi“ anerkennt sowohl den geistigen Wert des Heidentums wie des Christentums. Bei den Mari (= Tscheremissen) gibt es noch zahlreiche „reine Heiden“, die in den Dörfern wohnen. 1991 wurde in der Hauptstadt Joschka-Ola das heidnische Zentrum „Oschmarij Tschimarij“ registriert. Die Verfassung von Mari schützt die heiligen Haine als „religiös-kulturelle Zonen“. Praktisch hat jedes Dorf einen solchen heiligen Platz. In Jakutien gab es einen fast monotheistischen Glauben an einen obersten Sonnengott (Tangra), der im Laufe der Zeit fast mit dem christlichen Gott verschmolz. Ungeachtet dessen blieben heidnische Naturbräuche und das Schamanentum erhalten. Der Philosoph Lasar Afanasjew hat in seinem Buch „Die Schöpfung“ aus unterschiedlichen Mythen einen Monotheismus konstruiert. Im Gebotskatalog lautet das 2. Gebot „Verehre die Natur“. Das zuständige Ministerium für Kultur hat seine Lehren in den Schulunterricht eingefügt. Den Schamanismus lehnt Afanasjew allerdings ab.

Schlussbemerkung

Zwei Dinge muss man bei einer Darstellung der religiösen Situation in Russland beachten: 1. Niemand verfügt in Russland über einen vollständigen, wissenschaftlich gesicherten Überblick über Religionsgemeinschaften und religiöse Sondergemeinschaften. 2. Der Umgang der örtlichen Behörden mit Religionen und religiösen Sondergemeinschaften ist in Russland nicht einheitlich. Besonders in überwiegend islamisch besiedelten Gebieten werden die Sondergemeinschaften durchweg drangsaliert, d.h. die russische Verfassung wird vielfach missachtet. Ein böses Wort behauptet, dass die Macht Moskaus an seinem äußeren Autobahnring endet. Der neue Präsident Putin hat wie sein Vorgänger das Moskauer Patriarchat besonders gewürdigt. So ist es zweifelhaft, ob sich an der Situation der Sondergemeinschaften etwas ändern wird.


Fußnoten:


  1. Aleksandr Schtschipkov, Vo čto verit Rossija, St. Petersburg 1998, S. 224. ↩︎

  2. Sonja Margolina, Russland: Die nichtzivile Gesellschaft, Hamburg 1994, S. 20. ↩︎

  3. S. Filatow, Sovremennaja Rossija i sekty. In: Inostrannaja literatura Nr. 8/1996. ↩︎