09. März 2020

Aus aktuellem Anlass

Rund zwei Monate nach dem Jahreswechsel sieht sich Europa zwei großen Krisen ausgesetzt – eine davon deutete sich schon lange, die andere ist wie ein Blitz aus heiterem Himmel eingeschlagen. Die Flüchtlingskrise von 2015, nie richtig beigelegt, scheint sich zu wiederholen, neue Dramen spielen sich im Südosten Europas ab: Wo wird das alles noch enden, fragen viele. Und dann das Corona-Virus und seine weltweiten Folgen: Auch hier weiß im Moment noch niemand, mit welchen Folgen Europa, ja der gesamte Globus zu rechnen hat. Die Reaktionen auf beide Krisen ähneln einander, man kann sie überspitzt als eine Mischung aus Hilflosigkeit und Aktionismus, gemischt mit einer gehörigen Prise Panikmache, beschreiben. Bei aller Tragik von schweren Krankheitsverläufen in Deutschland und einigen Nachbarländern gerät leicht aus dem Blick, dass die Situation in China, Südkorea, dem Iran und auch in Italien geradezu dramatisch ist – und dass darüber hinaus Hunderttausende sich wieder auf den Weg nach Europa gemacht haben.

Was hat das nun mit unserer Zeitschrift zu tun? Zu den Folgen des Corona-Virus können wir kaum Stellung beziehen; wichtig ist es sicher, dass jede und jeder angesichts der weiteren Ausbreitung den Ratschlägen der Experten folgt und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen beachtet. Anders sieht es mit den neuen Flüchtlingsdramen aus: Das Thema „Umgang mit Flüchtlingen und Migranten“ war in OST-WEST. Europäische Perspektiven schon mehrfach Thema und wird auch künftig immer wieder eine Rolle spielen.

Zu den Hauptursachen von Flucht und Migration zählt der Krieg. Bewaffnete Konflikte, ihre Entstehung, aber auch ihre Überwindung standen am Beginn der Überlegungen für das im kommenden Mai erscheinende zweite OWEP-Heftes mit dem Titel „Friede – Unfriede – Krieg“. In einem einführenden Beitrag bemerkt darin der Moraltheologe Prof. Dr. Eberhard Schockenhoff: „ Dass ein dauerhafter Friede mehr sein muss als die bloße Unterbrechung des Krieges, unterstreicht auch die Unterscheidung zwischen dem negativen Frieden (als dem bloßen Nicht-Krieg) und dem positiven Frieden, der die Eindämmung struktureller Gewaltursachen voraussetzt.“ Häufig wird, wenn es um wirklichen, echten Frieden geht, das hebräische Wort „Schalom“ genannt, das auch die Aspekte „Heil und Heilung“ umfasst. Letztlich ist es Gott, der den wahren Frieden schenkt und dem Menschen Kraft und Ausdauer verleiht, sich für eine gerechte, friedvolle und barmherzige Welt einzusetzen.

„Heilige Pforte“ am Freisinger Dom (Foto: Christof Dahm)

Vor vier Jahren hat Papst Franziskus das „Heilige Jahr der Barmherzigkeit “ ausgerufen. Das nebenstehende Bild der „Heiligen Pforte“ am Freisinger Dom soll daran erinnern und kann vielleicht in der aktuellen krisenhaften Situation, die für uns Christen in diesem Jahr mit der Zeit der Vorbereitung auf Ostern zusammenfällt, ein wenig zum Nachdenken anregen.

Dr. Christof Dahm