Am Schnittpunkt von Europa und Asien: Das Kaspische Meer

aus OWEP 1/2019  •  von Rudolf A. Mark

Prof. Dr. Rudolf A. Mark leitet die Professur für Geschichte Mittel- und Osteuropas an der Helmut-Schmidt Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg. Er stellte auch die Abbildung zur Verfügung.

Zusammenfassung

Das Kaspische Meer ist der größte See auf der Erde. Erst im 17. Jahrhundert findet man ihn auf europäischen Landkarten. Erschlossen wurde er im Kontext der Expansion Russlands nach Zentralasien. Erdölförderung und ergiebige Fischgründe bestimmen seit dem 19. Jahrhundert die wirtschaftliche Bedeutung des Gewässers. Nach dem Ende der UdSSR bemühen sich die fünf Küstenstaaten um Lösungen der lange vernachlässigten Probleme des Meeres.

Geographische Eckdaten

Der Kaspisee, wie der größte Binnensee der Erde wissenschaftlich exakt bezeichnet wird, bedeckt eine Fläche von rund 400.000 km², die bis zu 6 m unter dem Meeresspiegel liegt. Im Westen berührt der Kaukasus, im Süden das Elburs-Gebirge im Iran den Kaspisee. Das Ostufer beherrschen Wüsten und Steppenregionen, während das nördliche Küstenland durch die halbmondförmige Kaspische Senke gebildet wird. Mit rund 78.000 km³ macht das Volumen des Binnenmeeres etwa 40 Prozent des kontinentalen Oberflächenwassers der Erde aus. Bis zu 80 Prozent des Wasserzuflusses liefert die Wolga. Nächstgrößere Flüsse sind Kura und Uralfluss. In der weiter zurück liegenden Vergangenheit entwässerte auch der mittelasiatische Amu-Darja in das Kaspische Meer.

In seiner erdgeschichtlichen Zeit, die mit dem Verschwinden des Neotethys-Meeres (Urmeeres) in der ausgehenden Perm-Periode (d. h. vor ca. 250 Millionen Jahren) beginnt, konnten die Schwankungen des Kaspischen Meeres bis zu 200 m reichen. Sie haben nie ganz aufgehört. So ist die Oberfläche zwischen 1930 und 1977 um einige Meter gefallen, anschließend wieder gestiegen, um in den vergangenen Jahren erneut zu fallen.

Seitens der Fachwissenschaft wird der See in drei Zonen unterteilt. Seine sich über 1.200 km Länge und 320 km Breite erstreckende Nord-Süd-Ausrichtung bedingt unterschiedliche Klimazonen. Im Norden herrscht kontinentales, im Süden mediterranes Klima. Im nördlichen Drittel (maximale Tiefe 20 m) ist der Salzgehalt geringer als in der mittleren (maximale Tiefe 788 m) und in der südlichen Zone (maximale Tiefe 1.025 m). Auch die Wassertemperaturen nehmen nach Süden hin zu, sodass in den Wintermonaten der See in seinem nördlichen Teil von Eis bedeckt ist, während im Süden auch im Winter die Temperatur 10° Celsius nie unterschreitet.

Am Kaspischen Meer lebt eine Vielzahl von Völkern. An seiner Südküste sind die Iraner die größte seit der Antike ansässige Gruppe, die später um turksprachige Bevölkerungen wie die Aseri und Turkmenen ergänzt wurden. Auf dem Ostufer folgen Kasachen und im nördlichen Teil Russen, Tataren sowie Kalmücken. Das Westufer ist seit frühen Zeiten die Heimat verschiedener Ethnien der daghestanischen Gruppe, die 27 Sprachen umfasst. Zu den größten gehören Awarisch, Lakisch, Lesgisch, Darginisch, Tabassaranisch und Kumückisch. Bis zur iranischen Grenze schließen sich wieder Aseri, Russen und kleinere Volksgruppen an. Religiös dominiert der Islam. Vertreten sind aber auch Christentum, Buddhismus-Lamaismus und Judentum. Der Zoroastrismus, d. h. die Parsen bzw. die so genannten Feueranbeter, hatten auf der Halbinsel Apscheron unweit der heutigen Stadt Baku ein Kultzentrum. Das dort durch das poröse Gestein austretende und sich rasch entzündende Gas stellte heiliges Feuer dar, das seit dem 18. Jahrhundert zahlreiche Parsen angezogen hat.

Entdeckungs- und Erkundungsgeschichte

Küstenstaaten des Kaspisees sind heute Russland, Aserbaidschan, Iran, Turkmenistan und Kasachstan. Ihre Geschichte ist – Iran ausgenommen – viel kürzer als die des Binnenmeeres, das bereits im Altertum einen Teil der damals bekannten Welt bildete. Zum ersten Mal wird es in der Erdbeschreibung des griechischen Dichters Hekataios von Milet (um 500 v. Chr.) erwähnt. Er nennt es das Hyrkanische Meer nach dem südlichen Teil, der von den Persern als Wrkana (Land der Wölfe) bezeichnet wurde: eine wilde, von hohen, dicht bewaldeten Bergen umgebene Landschaft. Auch der heute gebräuchliche Name ist aus jener Zeit überliefert; er wird vom Stamm der „Caspi“ (im heutigen Aserbaidschan) abgeleitet. Der Geograph und „Vater der Geschichtsschreibung“ Herodot von Halikarnassos (485-425 v. Chr.) wusste schon, dass das Kaspische Meer ein See ist bzw. „ein Binnenmeer und … mit dem Weltmeer in keinerlei Verbindung (steht).“ Dessen ungeachtet brauchte es noch einige Jahrhunderte, bis Klarheit über das Meer bestand. Weder Aristoteles noch der griechische Geograph Strabo (63 v. Chr.-20 n. Chr.) oder sein römischer Kollege Plinius der Ältere (23-79 n. Chr.) hatten eine klare Vorstellung von dessen Gestalt und Lage. Erst Claudius Ptolemäus (85-160 n. Chr.) stellte auf seinen Karten das Kaspische Meer als ein Binnenmeer dar.

Mit der arabischen Eroberung Choresmiens im 8. Jahrhundert wurde die Region ein Teil der islamisch-mittelasiatischen Welt, die durch den Fernhandel auf der Seidenstraße mit Westeuropa verbunden war. Von Merw und Nischapur etwa zogen Karawanen nach Derbent am Westufer des Kaspischen Meeres. Die alte Handelsstadt besaß strategische Bedeutung. Sie liegt an einer engen Stelle, die auf dem Weg nach Georgien, Bagdad, Isfahan und in die Levante zu passieren war.

Arabische Gelehrte und reisende Kaufleute beschrieben das an ihren Routen gelegene Binnenmeer und seine Zuflüsse. Zu diesen zählte im 14. Jahrhundert auch der Amu-Darja, dessen Mündungsarme damals nicht nur den Aralsee, sondern auch das Kaspische Meer erreichten. Es wurde in persischen Quellen mitunter als Chasarisches Meer bezeichnet, da sich im 9. und 10. Jahrhundert zwischen Kaukasus und der unteren Wolga das Herrschaftsgebiet der turksprachigen Chasaren erstreckte. Deren Zentren und Handelsplätze an der Wolga wurden aus allen Himmelsrichtungen her bereist, bevor das Chasaren-Khanat von der aufstrebenden Kiewer Rus zerstört wurde.

Nach deren Zerstörung im Mongolensturm und dem Aufstieg des Zartums Moskau begann sich das Mitte des 16. Jahrhunderts von den Kriegern Iwans des Schrecklichen eroberte Astrachan im Wolgadelta zu einem neuen Zentrum der russischen Asienkontakte und seines Orienthandels zu entwickeln. Die Stadt wurde zum Tauschplatz für Nomaden und Kaufleute der Großregion. Seither begannen sich auf der Wolgaroute von Kasan über Astrachan und entlang der Westküste des Kaspischen Meeres intensive Handelsbeziehungen mit Persien zu entwickeln. Sie reichten bis zu den Märkten von Täbris, Isfahan und Hormuz und lagen fast ausschließlich in der Hand armenischer und indischer Kaufleute. Sie machten gute Geschäfte mit persischen, mittelasiatischen und chinesischen Transitgütern wie Seide, Baumwolle, Gewürzen, Drogen, Perlen und Edelsteinen, für die sie Pelze, Häute und Leder aus dem Zarenreich, aber auch westliche Transitgüter wie Textilien, Metall- und Galanteriewaren einhandelten. Außerdem wurden über die Märkte in Transoxanien indische Waren bezogen und neue Handelskontakte geknüpft. Davon zeugten die Anwesenheit indischer Kaufleute in Moskau sowie ein indischer Handelshof in Astrachan. Neben den kommerziellen Interessen begannen sich im 17. Jahrhundert aber auch machtpolitische Absichten des Zarenreiches auf das Kaspische Meer zu richten. Allerdings blieb Moskaus Versuch, dort mit einer Flottille Flagge zu zeigen, zunächst erfolglos.

In Europa hatte man noch lange wenig Kenntnis über das Meer und seine Besonderheiten. Das war nicht verwunderlich, denn die erste Karte wurde nicht vor der Mitte des 17. Jahrhunderts publiziert. Sie entstand in Moskau und war alles andere als exakt. Dies änderte sich erst, als man das Gewässer intensiver zu befahren und zu erkunden begann. Dabei spielten westeuropäische Seeleute und Forscher eine nicht unbedeutende Rolle. Im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts erschien schließlich in westeuropäischen Atlanten das Kaspische Meer mit exakten Küstenlinien.

In der Regierungszeit Peters I. (1689-1725) begann die systematische Erforschung des Sees. Der Zar wollte aus merkantilistischem Interesse genauere Kenntnisse über Mittelasien, Persien und Indien sowie über Handels- und Reiserouten erhalten. Meldungen über Goldfunde am Amu-Darja taten ein Übriges und ließen ihn mehrere Eroberungs- und Erkundungsmissionen in Marsch setzen. Sie sollten auch überprüfen, ob der Amu-Darja tatsächlich einmal Verbindung mit dem Kaspischen Meer hatte, bevor ihn angeblich die Usbeken aus Angst vor russischer Expansion in den Aralsee umgeleitet hätten. In diesem Fall sollte der alte Zustand wiederhergestellt werden. Dann könnte, so die Vorstellung Peters, eine durchgehende Wasserstraße von Moskau bis Indien den Handelsverkehr erheblich erleichtern. Das Projekt wurde aber rasch aufgegeben, nachdem Peters Kundschafter festgestellt hatten, dass der Strom schon seit langer Zeit nicht mehr den Kaspisee erreichte.

Dieser wurde nun Operationsgebiet von Expeditionen, welche die Ufer des Binnenmeeres erkundeten, Land und Leute beschrieben sowie mögliche Plätze zur Anlage von Stützpunkten und Häfen suchten. Dies erfolgte seit 1715 durch Fürst Alexander Bekowitsch-Tscherkasskij, den Niederländer Karl P. van Verden, den Dänen Johann Rentel, den Briten Peter Heinrich Bruce sowie die Russen Alexander I. Koschin, Fjodor I. Sojmonow u. a. Sie nahmen das Ostufer auf, erstellten Teilkarten, bestimmten die astronomischen Punkte auf dem Westufer, führten Kartierungen bis zur persischen Provinz Mazanderan durch und erkundeten die Schifffahrtsrouten bis Derbent. Während des Russisch-Persischen Krieges (1722/23) gelang es den Offizieren, auch Baku und die Halbinsel Apscheron zu beschreiben. Außerdem wurden 1720 von dem Danziger Naturforscher Dr. Daniel Messerschmidt die ersten Untersuchungen der Kaspi-Senke unternommen. Das Resultat der Expeditionen war eine Karte, die in Russland und in Frankreich erschien. Sie zeigte zum ersten Mal das Kaspische Meer in der uns heute bekannten Form.

1728 erkundete der aus Brandenburg stammende Oberst Johann Gustav Gerber die geographischen, ethnographischen, konfessionellen, wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse auf dem Westufer des Kaspischen Meeres. Das Resultat seiner Erkundungen legte er in ausführlichen Beschreibungen dar, die auch über weite Gebiete Georgiens Aufschluss gaben.

Gleichzeitig erforschten andere Offiziere zu Land und zu Wasser das Ostufer, auf dem die Turkmenen und das Khanat von Chiwa Russlands Interesse auf sich zogen. So erhielten zunächst Astrachaner Kaufleute die Erlaubnis zum Handel mit den Turkmenen, während das Zarenreich direkte Kontakte aufnahm und versuchte, die Ostküste unter seine Kontrolle zu bringen. Mit diesem Ziel wurden Expeditionen durchgeführt und geeignete Stellen für Hafenanlagen und Befestigungen gesucht. Zu den wichtigsten Unternehmungen dieser Art zählte die 1781/1782 von Kapitän Graf M. I. Wojnowitsch und dem aus Preußen stammenden Naturwissenschaftler Karl Gablitz geleitete Forschungsreise. Es dauerte aber noch bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, bevor das Zarenreich das gesamte Ostufer des Kaspischen Meeres und die Turkmenen dem Imperium eingliedern konnte.

Auch das Westufer des Binnenmeeres war seit Peter I. Bestreben russischer Expansionsversuche. Baku, Derbent und die sie umgebenden Khanate kamen im Zuge militärischer Auseinandersetzungen mit Persien unter russische Herrschaft. In den Friedensverträgen von Gulistan 1813 sowie von Turkmantschaj 1828 musste Persien große Teile des Südkaukasus an das Russländische Imperium abtreten. Die Friedensbedingungen garantierten zudem auf dem Kaspischen Meer freie Fahrt für russische und iranische Handelsschiffe, gestatteten aber nur russischen Kriegsschiffen, wie „von Alters her“ die Kaspi zu befahren. Nun wurden auch Marinebasen gebaut und eine russische Flotte unterhalten. Gleichzeitig wurde die Erforschung des Kaspischen Meeres mit modernen Methoden vorangetrieben. Fischgründe und Flussmündungen wurden statistisch und biologisch untersucht sowie Informationen über Wasserqualität, Salzgehalt und den Meeresboden gesammelt. Auch Hebung und Senkung des Meeresspiegels waren Gegenstand von langjährigen Erkundungen auf wissenschaftlichen Expeditionen.

Das Kaspische Meer als Wirtschaftsraum

Der Fischreichtum des Kaspischen Meeres, Biotop für mehr als 120 Arten und Unterarten, lieferte seit frühesten Zeiten Nahrung für die an seinen Ufern lebenden Menschen. Auch die Untertanen der Zaren betrieben Fischfang, wobei sie der Gefahr ausgesetzt waren, von Nomaden gefangen genommen und auf dem Sklavenmarkt in Chiwa verkauft zu werden. Erst mit dem Betrieb regelmäßiger Schifffahrt Mitte des 19. Jahrhunderts gab es hier mehr Sicherheit. Damals begannen Fachleute unter Leitung des Biologen und Ichthyologen Karl v. Baer nicht nur das ökologische System des Kaspischen Meeres und seiner Zuflüsse zu erforschen, sondern auch weitergehende Überlegungen anzustellen. Die große Menge hochwertiger Speisefische sollte den Rohstoff für eine russische Fischindustrie liefern, während gleichzeitig der Überfischung der Bestände durch eine vernünftige Bewirtschaftung und Zuchtprogramme entgegengewirkt wurde.

Auch die Produktion von Kaviar, die bereits im 18. Jahrhundert von den Kosaken am Ural-Fluss betrieben wurde, nahm einen Aufschwung und führte zur Gründung von Filialen westeuropäischer Handelsgesellschaften in Astrachan. Darunter waren die Firmen Dieckmann & Hansen aus Hamburg sowie das französische Unternehmen „Petrossian“. Sie konnten auch nach der Gründung der UdSSR ihre Lizenzen zum Kaviarexport erneuern.

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bestimmte aber die Erdöl- und Erdgasproduktion die Bedeutung des Kaspischen Meeres als Wirtschaftsraum. Gefördert und gehandelt für den örtlichen Gebrauch wurde Öl in Baku seit dem 15. Jahrhundert. 1836 wurde dann mit der Verarbeitung des Öls zu einer Art Leichtöl begonnen. Wenig später wurde auf der vor Baku liegenden Halbinsel Apscheron die erste Erdölbohrung durchgeführt. 1863 setzte schließlich die industrielle Erdölförderung und Kerosin-Produktion im Revier Baku ein, das um die Jahrhundertwende die amerikanische Förderung überholte und das größte Erdölfördergebiet der Welt darstellte. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde auch Erdgas gewonnen, wodurch ein sehr hoher Anteil des Erdöl- und Erdölbedarfs der UdSSR gedeckt werden konnte. Erst gegen Ende des Sowjetstaates musste Aserbaidschan Erdöl und Erdgas auch importieren. Heute kann der unabhängige Staat den größten Teil seiner Erdöl- und die Hälfte seiner Gasproduktion exportieren. Große neue Pipelineprojekte wie etwa „Nabucco“ sind an den divergierenden Interessen der Projektpartner gescheitert. Welche Gestalt der geplante „südliche Gastransportkorridor“ annehmen wird und ob die EU davon profitieren kann, bleibt vorläufig ungeklärt.

Probleme und Fragen der Gegenwart

Seit dem 1940 zwischen Iran und UdSSR geschlossenen Vertrag über Handels- und Schifffahrtsangelegenheiten sind ungeachtet neuer Probleme keine völkerrechtlichen Regelungen zwischen den Staaten getroffen worden. Das Binnenmeer wird als ein internationaler See betrachtet, dessen legaler Status durch ein Regime der Anrainerstaaten zu regeln ist. Streitpunkte sind naturgemäß die Erdöl- und Erdgaslager, die durch bestehende oder diskutierte Demarkierungen zerteilt werden. Einige der Küstenstaaten beanspruchen ohne Rücksicht auf noch fehlende Grenzziehungen Nutzungsrechte. Andere Länder fordern die Aufteilung des Meeresgrundes entsprechend der Küstenlinie in Form nationaler Sektoren als Hoheitsgebiet. Russland und Iran hingegen wünschen ein offenes Meer, um ungestörte Schifffahrt und den Bau von Pipelines zu ermöglichen.

Schon in der Zarenzeit war die Umweltsituation im Erdölförderungsrevier Baku höchst bedenklich, woran sich in sowjetischer Zeit nichts Wesentliches verbesserte. Da aber z. B. die Küsten des Kaspischen Meeres wichtige Rastplätze entlang der globalen Vogelzuglinien bilden und die kaspischen Störarten durch rücksichtslosen Fang vom Aussterben bedroht sind, haben sich die Regierungen zum gemeinsamen Handeln entschieden. Auch dank UNEP und UNDP1 wurden 2006 mit der „Rahmenkonvention zum Schutz der maritimen Umwelt des Kaspischen Meeres“ (kurz „Tehran Convention“)2 von allen fünf Kaspi-Staaten erste Maßnahmen beschlossen. Inzwischen wurden weitere Protokolle – u. a. zur Verhinderung bzw. zum Umgang mit Ölverschmutzungen auf dem Meer – verabschiedet.

Die „Tehran Convention“ kann als Beleg für den guten Willen der involvierten Akteure betrachtet werden, auch künftig im gemeinsamen Interesse kooperieren zu wollen. Probleme wie die Frage des Eigentums von Rohstofflagern auf dem Meeresboden oder auch die Rettung der vom Aussterben bedrohten Tierarten sind bis dato ungeklärt. Die Idee, das Kaspische Meer als mare nostrum in gemeinsamer Verantwortung aller Küstenbewohner zu verstehen, scheint zunehmend Platz zu greifen.

Das Kaspische Meer ist der größte Binnensee der Erde (Fläche: ca. 400.000 km²; Länge: 1.200 km; Breite: 320 km; Tiefe: bis ca. 1.000 m); die Anrainerstaaten sind Aserbaidschan, Russland, Kasachstan, Turkmenistan und der Iran. Trotz der Bedeutung als Kulturraum am Übergang von Europa nach Asien begann die systematische Erforschung erst in der Neuzeit. Der Schutz der Umwelt zählt gegenwärtig zu den größten Herausforderungen, der sich die Anrainerstaaten stellen müssen.
Die Redaktion


Fußnoten:


  1. Umwelt- und Entwicklungsprogramme der Vereinten Nationen (UNEP: „United Nations Environment Programme“; UNDP: „United Nations Development Programme“). ↩︎

  2. Ausführliche Informationen mit Hinweisen zu weiteren Abkommen zum Schutz des Kaspischen Meeres finden sich unter http://www.tehranconvention.org/spip.php?article1 [Link mittlerweile inaktiv!). ↩︎