Das Weiße Meer: Idylle und Schrecken

aus OWEP 1/2019  •  von Roy Robson

Prof. Dr. Roy Robson ist Professor für Geschichte und Religionsgeschichte an der „Penn State University“ in Abington, Pennsylvania, USA. Von ihm stammt unter anderem eine Monographie über die Solowki-Inseln.

Zusammenfassung

Ein Randmeer im hohen Norden Europas, dennoch früh besiedelt und Raum für dramatische, ja tragische Ereignisse: So stellt der Autor das Weiße Meer vor, dessen Name von der oft monatelangen Schnee- und Eisbedeckung herrührt. Der Streifzug durch die Geschichte handelt von den Menschen in dieser Abgeschiedenheit, weist aber auch auf die besondere Schönheit der Natur in diesem Teil Russlands hin.

I.

Stellen Sie sich ein kleines Boot vor, mit dem man fischen, Vorräte transportieren, rudern und segeln könnte. Es müsste mit seinem nach oben gerichteten Bug und Heck schwere Seen durchqueren können, aber flach genug sein, damit ein oder zwei Männer das Boot über Eisschollen zurück ins offene Wasser schieben können. Das Boot müsste widerstandsfähig und robust sein und sein Holz so gebogen, dass hunderte von Heringen Platz darin haben, die sich mit ihren silbern schimmernden Körpern auf den Brettern winden, und deren runde schwarze Augen zum grauen Himmel emporstarren. Ein solches Boot, ein karbas, erzählt die Geschichte des Weißen Meeres, das sich an die südöstliche Seite der Barentssee anschließt. Die meiste Zeit der letzten tausend Jahre waren Boote wie der karbas für die Menschen, die an den Küsten des Weißen Meeres lebten, das wichtigste Transportmittel.

Ein Karbas (Postkarte um 1900)1

Am Weißen Meer zu gedeihen bedeutet, auf sein unbeständiges Wetter vorbereitet zu sein, aber auch auf seine Schönheit und seinen Reichtum. In seinem „Archipel Gulag“ beschrieb Alexander Solschenizyn die Solowki-Inseln – den Hauptarchipel des Weißen Meeres – so:
Das Meer toste, und der Wind peitschte Eisbrei aus seinen Wellen hoch; hier und dort gefror er zu einer festen Schicht; über den halben Himmel loderte das Polarlicht – bis es wieder heller wurde, bis es wieder wärmer wurde und die Stämme der Tannen dicker wurden. Da balzten und kollerten die Wildhühner, da röhrten die jungen Hirsche, der Planet flog durchs All mitsamt seiner Weltgeschichte, alte Reiche zerfielen und neue entstanden – hier aber gab es immer noch keine Raubtiere und immer noch keine Menschen.2

II.

Archäologische Befunde weisen darauf hin, dass Menschen spätestens seit der Bronzezeit das Weiße Meer bereisten. Dieses Volk, das wahrscheinlich mit den heutigen Samen verwandt war, baute Labyrinthe aus Stein. Wir kennen immer noch nicht den Grund dafür, weshalb diese Seefahrer sich die Zeit genommen haben, solche Strukturen aus dem überall an der Küste des Weißen Meeres vorkommenden Stein zu fertigen. Einige Wissenschaftler bemerkten die Ähnlichkeit zwischen Labyrinthen und Fischreusen. Andere fragten sich, ob die Seelen der toten Fische oder toter Vorfahren im Labyrinth gefangen werden, damit sie die Fischer nicht mehr plagen können. Das größte erhaltene besteht genau aus 4.855 Steinen.

Aufnahme des Weißen Meeres aus dem Weltall3

Die Wikinger begannen schon früh, im 9. Jahrhundert, das Weiße Meer zu bereisen. Eine Quelle beschreibt ihre Landung in der Nähe der heutigen Stadt Archangelsk nahe des Dwina-Deltas. Tatsächlich fanden Bauern 1989 einen Schatz von silbernen Gegenständen und Münzen, der in der Nähe eines kleineren Zuflusses des Dwina vergraben war. Verzierte Schläfenringe, Anhänger und Armbänder lagen neben einem großen Haufen Silbermünzen. Während der Schmuck Ähnlichkeiten mit dem von den Slawen aus der Region aufwies, stammten die Münzen aus englischen, norwegischen, dänischen und deutschen Fürstentümern des 11. oder 12. Jahrhunderts. Die ältesten Münzen im Schatz lassen sich aber auf das Persien des 9. Jahrhunderts datieren – und sind damit 150 Jahre älter als die aus Europa.4 Der Fund von Archangelsk zeigt uns also, dass seine Abgelegenheit und das Wetter am Weißen Meer Pelztierjäger, Händler und Kaufleute nicht abgeschreckt haben, in der ganzen bekannten Welt nach Märkten für seine Schätze zu suchen.

Die weite Entfernung der Gegend von Städten und Dörfern zog eine weitere Art von Wanderern an – russisch-orthodoxe Mönche, die vor weltlichen Versuchungen Zuflucht suchten und daher in der Wildnis lebten. Im 12. Jahrhundert reisten Mönche aus Nowgorod bis etwa 75 Kilometer nördlich von Cholmogory zur Mündung der Dwina, um dort das Erzengel-Michael-Kloster zu gründen. Aus dieser ersten Siedlung sollte sich zunächst eine kleinere, dann eine Großstadt entwickeln – Archangelsk (d. h. „Erzengelstadt“).5 1429 brachen zwei Mönche von der Küste des Weißen Meeres auf und suchten nach einem noch entlegeneren Ort für ein Kloster. Unterwegs mit einem karbas reisten die Mönche Sawwati und German zu einem Ort, der später als die Solowezki-Inseln oder einfach Solowki bekannt wurde, im südwestlichen Teil des Weißen Meers. Sie hofften, ihre Tage mit Arbeit und Gebet verbringen zu können, beim Fischen im Meer und in den Seen, beim Bauen mit Holz oder Stein und beim Anbau von Nutzpflanzen, die im Mikroklima von Solowki gedeihen konnten. In der Tat fanden spätere Mönche heraus, dass sogar Kirschen so weit nördlich reifen konnten – nur 100 Kilometer vom Polarkreis entfernt – und dass die Kohlköpfe dort so groß wurden und so süß waren, dass ihnen das den Spitznamen „Solowki-Äpfel“ einbrachte. Im 15. Jahrhundert war die politische Führung von Nowgorod in eine lange Reihe militärischer Konflikte mit den Norwegern verstrickt, baute aber auch den Handel mit Pelz, Salz und Fisch aus, der die Region um das Weiße Meer in ganz Europa berühmt machte.

Diese ersten Jahre waren nicht leicht für Sawwati und German: Sie mussten Visionen von Teufeln überwinden, mit neidischen einheimischen Fischern zurechtkommen sowie heulende Winde überstehen, die noch im Juni Schnee in den Felsspalten hinterlassen konnten. Als Sawwati starb, schloss sich ein Mönch namens Sosima German auf Solowki an, und später kamen noch einige weitere zähe Seelen hinzu. Sosima leitete die Gruppe für 40 Jahre, in denen sie langsam ein richtiges Kloster mit einer Kirche und Mönchszellen aufbauten. Sie fischten, betrieben Landwirtschaft, züchteten Bienen und bauten in den Jahren nach Sosimas Tod prächtige Kirchen und unüberwindliche Mauern aus Stein, die bis zu sieben Meter hoch waren. Das Kloster wuchs an Reichtum und Ansehen, die Mönche konnten gut von ihrer Landwirtschaft leben und durften drei Pelzmäntel besitzen, die sie in den langen Winternächten warm hielten. Der Abt Filipp wurde sogar nach Moskau berufen, um dort das Oberhaupt der Moskauer Kirche zu werden, doch auf Befehl des Zaren Iwan des Schrecklichen wurde er zum Märtyrer.

III.

Solowkis Reichtum wuchs, als die orthodoxe Oberschicht, Händler und auch reiche Bauern den Mönchen Ländereien und Dinge von Wert überließen. Im 17. Jahrhundert gehörte dem Kloster ein großer Teil des Landes am Weißen Meer. Außer Pelzen und Fisch verfügte das Kloster über ein enormes Salz-Produktionssystem. Arbeiter bohrten langsam tiefe Löcher, bis Brackwasser aus salzigen Quellen strömte. Die Bauern des Klosters siedeten dann das Wasser in riesigen flachen Pfannen ab, sodass nur noch das weiße Gold Salz übrigblieb. Dieses Verfahren verbrauchte so viel Feuerholz, dass einige Landstriche an den Ufern des Weißen Meeres völlig abgeholzt waren. Fremde Mächte bemerkten das, aber Solowki blieb ungefährdet und konnte seine Schätze und Mönche aufgrund seiner hohen Mauern vor Plünderern verteidigen. Im frühen 17. Jahrhundert schrieb sogar ein englischer Forschungsreisender an König Karl I., das Kloster sei der „reichste Ort heutzutage auf der Welt. Die Adern, aus denen diese Quellen des Reichtums fließen, steigen wie allerlei Fontänen empor“.6

Die Abgelegenheit des Weißen Meers brachte einen nordrussischen Sinn für Unabhängigkeit und Autarkie hervor. Weil sie es gewohnt waren, für sich selbst zu sorgen und ihren lokalen Traditionen zu folgen, gerieten die Mönche von Solowki manchmal sowohl mit der kirchlichen als auch mit der weltlichen Macht in Konflikt, die in Moskau zunehmend zentralisiert wurden. Dies führte zum Streit, als ein besonders eifriger Mönch namens Nikon aufstieg und Patriarch von Moskau wurde – die mächtigste kirchliche Position im Moskauer Reich. Nikon rügte die Mönche regelmäßig für ihre Weigerung, seine Anordnungen zu befolgen. Die Lage spitzte sich zu, als Nikon rituelle und textliche Reformen in der Liturgie einführte – ein Schritt, der im gesamten Norden verurteilt wurde. Statt sich Nikons Neuerungen zu fügen, verschanzten sich die Mönche, während die Armee des Zaren versuchte, sie zum Gehorsam gegenüber dem Patriarchen zu zwingen. Sieben Jahre lang leisteten die Mönche dem Militär Widerstand und nutzten dabei ihr überlegenes Wissen über das Weiße Meer, die Unterstützung von ortsansässigen Händlern und Bauern sowie ihre unüberwindlichen Mauern als Schild. Erst als ein Überläufer den Truppen einen geheimen Gang ins Kloster zeigte, gelangte die Armee hinein. In ihrer Wut, die sich aus sieben Jahren Belagerungskrieg speiste, töteten die Soldaten alle Mönche, die sich noch nicht in die schwarze Nacht davongemacht hatten.

IV.

Der Aufstand von Solowki sollte das letzte Mal sein, dass die Mönche aus dem Norden glaubten, sie könnten es mit Feinden vom Festland aufnehmen. Peter I. der Große war der erste, der das Weiße Meer ausgiebig bereiste. Auf seinem neuen Schiff, der St. Peter, hielt der Zar im Juni 1694 die See zunächst für ruhig, geriet dann aber in einen Sturm. Er half seinem Steuermann dabei, das Ruder so zu halten, dass das Boot nicht seitlich in die Wellen geriet, wo es mit Sicherheit gekentert wäre. Nach dem Sturm segelte der kaiserliche Seefahrer wieder nach Solowki und kehrte während der weißen Nächte des Sommers nach Archangelsk zurück.

Peter I. besuchte acht Jahre später das Weiße Meer erneut, diesmal mit einer ganzen Entourage von dreizehn Schiffen, deren Besatzung drei Heerlager auf den kleinen Inseln von Solowki aufschlugen. Peter blieb einige Tage zum Gebet im Kloster und bereiste die Inseln, bevor er einen kühnen militärischen Zug wagte. Er segelte auf dem Weißen Meer direkt nach Süden in Richtung Nechozki statt zum größeren Hafen in Archangelsk. Dort blieb er fast den ganzen Sommer und Herbst, während die Bauern des Klosters einen Weg durch den Wald vom Weißen Meer bis zum Onegasee, etwa 160 Kilometer entfernt, bahnten. Dann transportierten sie Peters Schiffe auf Holzstämmen – es dauerte sechs Wochen, sie alle über Land zu befördern – und setzten die Segel von Povenez aus, was ihnen ihren Überraschungssieg gegen die schwedische Festung Nöteborg bescherte. Von da an stand Moskaus Herrschaft über den Norden, einschließlich des Weißen Meers, nie mehr wirklich infrage.

Als sich die Regierung im 18. Jahrhundert sämtlicher klösterlicher Ländereien im Lande bemächtigte, änderte sich das Leben am Weißen Meer dramatisch. Vorbei waren die Zeiten, in denen große Klöster wie Solowki einen Großteil des wirtschaftlichen Betriebs kontrollierten. Und trotzdem war die Leibeigenschaft nie so mühsam wie im fruchtbareren Süden Russlands. In den Wäldern und an der Küste konnten sich Bauern mit Fischerei, der Jagd mit Fallen, dem Pökeln von Lebensmitteln und Handel ein kleines Vermögen verdienen. Als die Regierung 1861 alle Leibeigenen freiließ, pilgerten jedes Jahr Tausende aus Nord- und Zentralrussland zu den heiligen Orten nahe dem Weißen Meer – ganz besonders nach Solowki. Dies wiederum brachte dramatische Veränderungen für das Weiße Meer mit sich: Die Dampfschiffe des Klosters fuhren regelmäßig von Archangelsk und Kem aus über das Meer zum Kloster, das das erste Elektrizitätswerk am Weißen Meer überhaupt, das einzige Trockendock, ein Sägewerk, Tau- und Teerwerkstätten, aber auch viele Herbergen vorweisen konnte. Mönche hatten eine Reihe von Kanälen durch die Inseln gegraben, die Pilger und Touristen für Tagesausflüge und Picknicks nutzten. Es war, nach Aussage eines Beobachters, das Königreich der nördlichen Bauern.

V.

Allerdings blieb es das nicht lange. Obwohl es nahezu ein halbes Jahrtausend lang der Außenposten des orthodoxen Christentums gewesen war, waren die Tage Solowkis als Kloster gezählt. 1918 landeten britische, amerikanische, italienische, serbische und finnische Truppen am Weißen Meer. Sie umgingen Solowki, eroberten aber Kem und Archangelsk und beschlagnahmten einen der Klosterdampfer für einen Überraschungsangriff auf Onega. Die Truppen blieben zwei unruhige Jahre voller politischer Intrigen und ergebnisloser Scharmützel, um Anfang 1920 die Region endlich zu verlassen. Ihnen folgten als neue Machthaber die Bolschewiken auf dem Fuße, mit der Absicht, alle Klöster zu schließen, ihre Schätze zu plündern und die Mönche zur Arbeit zu schicken.

Nur ein Jahr, bevor es 500 Jahre alt geworden wäre, wandelte die Sowjetregierung das Kloster von Solowki zum ersten Gulag7 in der noch jungen Sowjetunion um. Innerhalb der nächsten Dekade wurde Solowki zu einem Synonym für Zwangsarbeit, während zehntausende „Konterrevolutionäre“, sozialistische Feinde des Regimes und gewöhnliche Kriminelle unter entsetzlichen Bedingungen und bei einem brutalen Arbeitsregime um ihr Überlegen kämpften. Einer von ihnen erinnerte sich an eine eiskalte Nacht, nachdem er 20 Stunden mit der Hand im gefrorenen Wald Holz gehackt hatte. Der Chef der Holzfäller-Gruppe, ein Mann namens Potapov,

zündete mit Absicht ein Feuer an, setzte sich mit einem Revolver in der Hand davor und gönnte den Insassen keine Minute Erholung. Wenn jemand vor Schwäche, Hunger, Schlaflosigkeit und vor allem Schlägen nicht mehr weiterarbeiten konnte und, steif vor Kälte, am Feuer vorbeiging, um zu versuchen, sich zu wärmen, schoss er auf ihn; wenn er noch am Leben war, schoss er noch einmal. Wenn einer aus einer Dreiergruppe getötet wurde, war es „natürlich“, die anderen beiden ebenfalls umzubringen. Folglich wollte niemand der Sträflinge zur Nachtarbeit, wenn Potapov im Wald war, und bettelte darum, auf der Stelle erschossen zu werden.8

Ab 1931 zeigten sich am Weißen Meer selbst die Auswirkungen der Sowjetregierung. Die Gulag-Verwaltung begann, Solowki und andere Lager in der Region leerzuräumen, und legte stattdessen provisorische Baracken nahe Povonez an. Mehr als 20 grausame Monate gruben 100.000 Insassen den Weißmeerkanal per Hand und mit Schubkarren. Was als ein Wunder der Werktätigen gepriesen wurde, war tatsächlich die Arbeiterhölle auf Erden – Forscher glauben, dass bis zu 25.000 Insassen in weniger als zwei Jahren starben und zehntausende mehr verletzt und verkrüppelt wurden. Ironischerweise unterminierte der Vorstoß der Sowjetregierung, den Kanal fertigzustellen, seinen Nutzen – er war nicht tief genug für hochseetüchtige Schiffe und hatte daher geringeren Einfluss auf die Region als erhofft. Deutsche und finnische Truppen sahen während des Zweiten Weltkriegs in dem Kanal dennoch eine Bedrohung und bombardierten seine Schleusen. Der Kanal fließt nördlich vom Onegasee zum Weißen Meer und ist bis heute geöffnet. Er befördert eine gemischte Flotte aus Vergnügungsbooten, militärischen Frachtkähnen und Öl- oder anderen Transportschiffen, die so gebaut sind, dass sie seine flachsten Abschnitte befahren können.

Klosteranlage auf den Solowki-Inseln (Aufnahme von 2001)9

Die letzten 40 Jahre begann das Weiße Meer wieder Besucher anzuziehen – Pilger, die zum neugegründeten Kloster reisen, Historiker, die den Gulag und seine Nachwirkungen verstehen wollen, und eine wachsende Zahl von Öko-Touristen, die die Arbeit von Naturkundlern aus der Zeit des Russischen Reiches wiederbelebt haben. Die Sowjetregierung gründete 1975 das Kandalakscha-Naturreservat, um das einzigartige Ökosystem, wo das Weiße Meer auf die Barentssee trifft, besser erhalten zu können. Etwa zehn Millionen Seevögel ziehen jedes Jahr über das Weiße Meer, vor allem verschiedene Arten von Meerenten. Sein Hering – berühmt gemacht durch lokale Fischerbetriebe – zieht Ringelrobben, Bartrobben und Sattelrobben an. Am spektakulärsten sind die legendären Weißen Wale, von denen einige Wissenschaftler glauben, dass sie eine eigene Art sind.10 Noch lockt das Weiße Meer Vogelbeobachter, Naturliebhaber und Pilger, obgleich es den Temperaturanstieg durchlebt, der in der gesamten arktischen Region so deutlich spürbar ist. Veränderungen im Treibeis haben direkte Auswirkungen auf das Wohlbefinden von Robben und Walen, ganz zu schweigen vom riesigen Ökosystem, das das tierische und menschliche Leben in der Region ermöglicht.

Aus dem Englischen übersetzt von Xenia Baljakin.


Das Weiße Meer liegt im Norden Russlands und ist ein Randmeer des Arktischen Ozeans (genauer: der Barentssee). Die Fläche beträgt ca. 90.000 km², die mittlere Tiefe liegt bei ca. 65 m. Wichtigste Siedlung ist die Hafenstadt Archangelsk am südlichen Ufer. Von großer historischer Bedeutung sind außerdem die Solowki-Inseln (Klosteranlage, später Gulag).
Die Redaktion


Fußnoten:


  1. Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Karbas_old_postcard.jpg↩︎

  2. Alexander Solschenizyn: Der Archipel Gulag. III: Arbeit und Ausrottung. Bern/München 1974, S. 25. ↩︎

  3. Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Modis_white_sea.jpg↩︎

  4. Siehe E. N. Nosov, O. V. Ovsyannlkov, V. M. Potin: „The Arkhangel’sk Hoard“. In: Fennoscandia archaeologica 9 (1992), S. 3-21. ↩︎

  5. Vgl. auch Julia Röttjer: Handel am Weißen Meer. Archangelsk als Hafenstadt im Norden. In: OST-WEST. Europäische Perspektiven 14 (2013), H. 2, S. 149-156, besonders S. 149 f. (der gedruckten Ausgabe). ↩︎

  6. Zitiert nach Roy Robson: Solovki: The Story of Russia Told through its Most Remarkable Islands. New Haven 2004, S. 65. ↩︎

  7. Vgl. auch Matthias Stadelmann: GULag – stalinistischer Strafvollzug in der Sowjetunion. In: OST-WEST. Europäische Perspektiven 15 (2014), H. 2, S. 82-92 (der gedruckten Ausgabe). ↩︎

  8. Robson, Solovki (wie Anm. 6), S. 224 f. ↩︎

  9. Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Solovetsky_Monastery_ 2001.jpg (www.kremlin.ru↩︎

  10. Nikolai Filatov (u. a.): White Sea: Its Marine Environment and Ecosystem Dynamics Influenced by Global Change. Berlin 2005, S. 170-176. ↩︎