1948: Beginn der Berliner Blockade

aus OWEP 4/2017  •  von Hans Hecker

Prof. em. Dr. Hans Hecker: 1982 - 2007 Professor für Osteuropäische Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Wie eng Geographie und Politik zusammenhängen, zeigt sich beispielhaft an der Berliner Blockade: Die vier Siegermächte hatten Berlin, ebenso wie Deutschland westlich von Oder und Lausitzer Neiße, in vier Besatzungszonen aufgeteilt: drei westliche (amerikanische, britische, französische) und eine östliche (sowjetische), die sie gemeinsam durch die Alliierte Kommandantur verwalten wollten. Das Problem war nur: Berlin lag mitten in der Sowjetzone (SBZ), und in Zeiten des eskalierenden Kalten Krieges gelang es den Westmächten erst in mühseligen Verhandlungen, Verbindungswege zu ihren Berliner Zonen festzulegen. Stalin jedoch zielte offensichtlich darauf ab, die westlichen Alliierten zur Aufgabe Berlins zu zwingen, um die Ausgangsbasis für seine weitere Westpolitik zu stabilisieren.

Nachdem eine Verständigung in wirtschaftlichen Fragen nicht zustande kam und der sowjetische Vertreter im März 1948 die Alliierte Kommandantur verlassen hatte, außerdem sich eine Niederlage der Kommunisten bei den bevorstehenden Berliner Wahlen abzeichnete, verschärfte sich die bis dahin betriebene Politik der Nadelstiche gegen die Westmächte. Deren Ankündigung einer Währungsreform, die zu einem plötzlichen Zufluss wertlos gewordener Reichsmark in die SBZ, wo sie noch gültig war, geführt hätte, veranlasste die Sowjetunion, unmittelbar darauf am 24. Juni 1948 alle Verbindungswege zu Lande und zu Wasser zu blockieren.

Von den diskutierten Möglichkeiten zu reagieren, schieden sowohl der Abzug aus Berlin, der eine gewaltige politische Niederlage bedeutet hätte, als auch militärische Maßnahmen wegen gesteigerter Kriegsgefahr aus. Die Amerikaner, unterstützt von den Briten, entschieden sich für eine Umgehung der Blockade durch den Luftweg (Befehl von General Lucius D. Clay vom 25. Juni 1948). Dieser „Luftbrücke“ gelang es, die 2,2 Millionen West-Berliner immer besser zu versorgen und schließlich auch die dortige Industrie zu bedienen. Sie forderte etwa 200 Todesopfer. Angesichts der Sinnlosigkeit der Blockade wurde sie von der Sowjetunion am 12. Mai 1949 beendet.