1957: Sputnik und „Sputnik-Schock“

aus OWEP 4/2017  •  von Xenia Baljakin

Xenia Baljakin: Studentin der Lateinischen Philologie und Katholischen Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Der Start des Sputnik 1 (russ. „Weggefährte“) am 4. Oktober 1957 kann als vorläufiger Höhepunkt im Kalten Krieg gesehen werden, in den sich die beiden Großmächte USA und UdSSR seit Ende der vierziger Jahre hineingesteigert hatten. In der amerikanischen Öffentlichkeit, die sich technisch und militärisch der UdSSR bisher weit überlegen gefühlt hatte – nicht zuletzt auch wegen der beiden Atombombenabwürfe über Japan 1945 –, führte dies zu einem regelrechten Erdbeben: „Der Russe“ hatte aufgeholt und als erster Staat einen Satelliten in eine Erdumlaufbahn geschossen.

Im politischen Klima des Misstrauens und der Angst, in dem jede Errungenschaft der gegnerischen Seite als Bedrohung für die eigene empfunden wurde, gab Sputnik 1 den Startschuss für einen Wettlauf zwischen den beiden Großmächten um wissenschaftliche Errungenschaften. Während in den USA und auch in der Bundesrepublik Deutschland Angst herrschte, die Sowjetunion könne sie mit ihren Interkontinentalraketen erreichen, war die Begeisterung in der DDR groß: So kam es dort zu einem Weltraum-Boom, in dem auch die Science-Fiction-Literatur eine Blütezeit erlebte. Chruschtschow, der die propagandistische Wirkung der Raumfahrt erkannt hatte, ließ nachlegen: Kurz darauf wurde mit der Hündin Laika das erste Lebewesen ins All geschickt; sie starb jedoch schon kurz nach dem Start. Sputnik 2 war, ähnlich wie Sputnik 1, ein öffentlicher Erfolg, der der UdSSR Aufwind verschaffte, aus wissenschaftlicher Sicht jedoch bedeutungslos.

Im Gegensatz dazu stand die Mondsonde Lunik 1 (russ. Luna-1), die 1959 als erste Raumsonde ins All startete. Statt jedoch wie geplant auf dem Mond aufzuschlagen, flog sie an ihm vorbei und wurde damit auch zur ersten Fly-By-Sonde. Das Ziel, relevante Daten zu sammeln, wurde dennoch erreicht: So fand man durch sie heraus, dass der Mond kein eigenes Magnetfeld besitzt, und bestätigte die Existenz des Sonnenwindes, der mit 400 km/s gemessen wurde. Lunik 1 war die erste aus einer Reihe von Mondsonden aus der Sowjetunion; Lunik 2 erreichte den Mond noch im selben Jahr.