Das Jahr markiert einen Höhepunkt der Raumfahrtgeschichte und gleichzeitig den Gipfel des Wettrennens zwischen den beiden Großmächten USA und Sowjetunion um die Vormachtstellung im All. Mit dem Satelliten Sputnik 1 im Jahr 1957 und der Sonde Lunik 2 hatte die Sowjetunion 1959 einen ersten Vorsprung erreicht – nun sollte der erste Mensch im All folgen. Es war ein Unternehmen, dessen Erfolg ungewiss war: Die Terminvorgabe, die eingehalten werden musste, um Juri Gagarin ins All zu schießen, war denkbar knapp, die ersten drei von fünf Testraketen explodierten beim Start, und niemand wusste, wie sich der Flug ins All auf den menschlichen Organismus auswirken würde.

Am 12. April wurde die Wostok 1 in eine Umlaufbahn um die Erde geschossen. Der Flug, auf dem Gagarin die Erde einmal umrundete, dauerte 108 Minuten, und der Kosmonaut kam wohlbehalten wieder auf der Erde an. Allen Schwierigkeiten und Fehlschlägen zum Trotz wurde die Reise ins All als gigantischer Erfolg gewertet, und Gagarin wurde als Held der Sowjetunion gefeiert, als der „Kolumbus des Kosmos“.

Die Nachricht traf die USA völlig unvorbereitet. Die Reaktionen reichten von Freude bis hin zu Frustration und Sorge um die propagandistische Wirkung dieser Errungenschaft. Es musste nachgelegt werden. Mit Alan Shepard schickten die Amerikaner ihrerseits weniger als einen Monat später den zweiten Menschen ins All, und mit Apollo 11 war Neil Armstrong 1969 der erste Mann auf dem Mond. Dieser nahm einen Orden Gagarins mit dorthin, der selbst zum Mond hatte fliegen wollen, jedoch ein Jahr zuvor tödlich verunglückt war.

Dass die USA und die Sowjetunion trotz ihrer Konkurrenz durchaus auch zusammenarbeiten konnten, zeigte sich zum ersten Mal 1975 im Apollo-Sojus-Test-Projekt, in dem unter anderem auf bemannte Missionen mit mehreren Personen hingearbeitet werden sollte. Diese Kooperation konnte als eine Annäherung zwischen den beiden Großmächten verstanden werden, und bis heute arbeiten die USA und Russland auf dem Gebiet der Weltraumfahrt zusammen.