1985: Michail Gorbatschow wird Generalsekretär der KPdSU

aus OWEP 4/2017  •  von Anna Ott

Anna Ott: Studentin der Katholischen Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Das Zentralkomitee der KPdSU wählte am 11. März 1985 den damals 54 Jahre alten Michail Gorbatschow zum neuen Generalsekretär der Partei. Der vergleichsweise junge Politiker war bekannt und beliebt als energischer Reformer, der zuvor im ZK und im Politbüro der KPdSU gearbeitet hatte.

Das Land war in den Vorjahren wirtschaftlich immer weiter abgerutscht. Nach außen hatte die Sowjetunion zwar militärisch stark gewirkt, der Lebensstandard der Bevölkerung sank jedoch immer weiter unter den der westlichen Industriestaaten. Das öffentliche Leben war geprägt von Zensur und Parteidiktatur; die Medien berichteten nur über vom Staat bewilligte Themen.

Den einzigen Ausweg sah Gorbatschow in umfassenden Reformen, die er in zwei Stichworten beschrieb: Perestroika und Glasnost. Das russische Wort für Umbau, Perestroika, stand hierbei für grundlegende Änderungen in Institutionen und Machtapparat, die die sowjetische Politik vor allem effektiver machen sollten. Die freie Meinungsäußerung, Glasnost, stand für eine neue Offenheit im öffentlichen Leben und den Medien. Außerdem verfolgte Gorbatschow eine Entspannungspolitik, die auf atomare Abrüstung und das Ende des Kalten Krieges abzielte. Zudem wollte er Bürokratie abbauen und die Verantwortungsbereitschaft der Menschen fördern.

Besonders im Bereich des öffentlichen Lebens machte sich der Wandel schnell bemerkbar. In den Medien waren nun auch kritische Stimmen zu hören, über den Stalinismus und die eigene Geschichte wurde öffentlich diskutiert, Demonstrationen in Moskau konnten ohne polizeiliches Eingreifen stattfinden und Regimekritiker wurden aus der Haft entlassen oder aus der Verbannung zurückgerufen. Wirtschaftspolitisch konnten Reformen erst nach einigen Jahren durchgeführt werden. Sie ermöglichten nun privatwirtschaftliche Betriebe und Kooperationen mit ausländischen Firmen, um die eigene Konsumgüterproduktion zu steigern. Auch in der Außenpolitik kam es zur Entspannung und Abrüstung.