Vergessener Schatz am Rande Europas: Die Dobrudscha – zwischen Bulgarien und Rumänien

aus OWEP 1/2009  •  von Martin J. Ivanov

Der Autor ist Leiter des Bereichs Politische Bildung der Internationalen Elias Canetti Gesellschaft in Russe (Bulgarien) und Doktorand an der Freien Universität Berlin.

Dobrudscha (rumänisch Dobrogea, bulgarisch Добруджа [Dobrudža]; Ableitung umstritten) ist der Name des zum Schwarzen Meer vorspringenden Landesteils von Rumänien (Norddobrudscha) sowie des unmittelbar südlich anschließenden Gebietes von Bulgarien (Süddobrudscha). Die Region umfasst ca. 23.000 km² mit ungefähr 1,3 Millionen Einwohnern (Fläche: ca. zwei Drittel zu Rumänien, ein Drittel zu Bulgarien; Einwohner: in Rumänien ca. 960.000, in Bulgarien ca. 350.000). Neben Rumänen und Bulgaren leben in beiden Teilen zahlreiche kleinere Minderheiten (Aromunen, Lipowaner, Tataren, Türken u. a., vor 1945 auch Deutsche). Die Dobrudscha ist landschaftlich überwiegend flach und wird vom Unterlauf der Dobau geprägt. Verwaltungsmäßig ist die Norddobrudscha in die Bezirke Constanţa und Tulcea, die Süddobrudscha in die Bezirke Dobritsch und Silistra gegliedert. Die bedeutendsten Städte sind Constanţa (ca. 300.000 Einwohner, Haupthafen Rumäniens) und Dobritsch (ca. 100.000 Einwohner). – Seit dem Altertum ist die Region ein Durchgangsland am Schwarzen Meer. Die heutige Grenzziehung geht auf das Jahr 1940 zurück.

Einleitung

Dobrudscha – ein Name, den ich mit meinen frühesten Kindheitserinnerungen verbinde. Ein Name, der für mich damals magisch und geheimnisvoll klang. Ein Name, den ich mit etwas Gutem assoziierte, weil das Wort „dobro“ (gut) darin vorkommt, aber auch mit Freiheit, Natur und weiter Ferne. Ich hatte als Kind die Sommerferien bei meiner Oma in der Dobrudscha verbracht, weg von der Großstadt Russe, von der schlechten Luft, den hitzigen Asphaltstraßen und schwülen Plattenbauten. Von der Oma erfuhr ich, dass ein Despot mit dem Namen Dobrotitza im 14. Jahrhundert dieses Gebiet verwaltet hatte und die Region so zu ihrem Namen gekommen war. Dobrotitza verteidigte seine Heimat Dobrudscha vor den osmanischen Invasoren, erzählte die Oma, als der Rest von Bulgarien schon unterjocht worden war. In mir, dem kleinen Jungen, erwuchs das Bild eines guten Herrschers, der sein Land und seine Leute liebte und sein Leben für sie opferte, genauso wie es im übrigen der Krali Marko – eine andere Gestalt der bulgarischen Folklore – tat, der jedoch in Wirklichkeit ein Vasalle der Osmanen war und in der Schlacht auf dem Amselfeld von 1389 auf deren Seite kämpfte. So verband sich in meiner Kindheit mit der Dobrudscha ein Gemisch aus Fiktion und Wirklichkeit, aus Erzählungen über böse Kreaturen (Werwölfe und Vampire) und sagenhafte Helden, genauso wie es Elias Canetti in seinem autobiographischen Werk „Die gerettete Zunge“ beschreibt. Diese Märchen und Sagen haben die armen ermüdeten Menschen in der Dobrudscha seit jeher träumen lassen und sie vom schweren Alltag abgelenkt, denn die Geschichte und Gegenwart dieses Grenzgebietes sind wie eine Achterbahn, voller Gegensätze und ständigem Neuanfang.

Geschichtlicher Abriss

Schon während der Jungsteinzeit (ca. 4.000 Jahre vor Christus) war diese Region besiedelt, wie archäologische Ausgrabungen in der Nähe von Varna mit dem Fund des ersten vom Menschen verarbeiteten Goldschatzes in Europa bestätigen. Zahlreiche Bewohner kamen und gingen; lange Zeit galt die Dobrudscha als „Wanderweg der Völker“, weil man durch die weiten Schwarzmeer-Steppen über die Donau in Richtung Süden nach Konstantinopel gelangte. Die ersten christlichen Gemeinden führen sich auf den Apostel Andreas zurück, der in dieser Region missioniert und Ampliatus, den ersten Bischof von Odessos (das heutige Varna) geweiht haben soll. Im 6. Jahrhundert fielen die Slawen ein. Von 671 bis 971 gehörte das Gebiet zum Ersten Bulgarischen Reich, dann wurde es byzantinisch (971-1186), um danach wieder ein Teil des Zweiten Bulgarischen Reiches zu werden. Die Osmanen eroberten das Gebiet endgültig um 1410. Nach dem Russisch-Osmanischen Krieg von 1877-1878 wurde der deutlich größere nördliche Teil der Dobrudscha Rumänien zuerkannt. Der bulgarische Südteil wurde 1913 als Folge des Zweiten Balkankrieges von Rumänien annektiert, 1940 im Vertrag von Crǎiova aber an Bulgarien zurückgegeben. Seitdem ist die Dobrudscha zwischen Bulgarien und Rumänien aufgeteilt, wobei der rumänische Teil flächen- und bevölkerungsmäßig mehr als doppelt so groß ist wie der bulgarische.1

Ein anderes interessantes Kapitel aus der Entwicklung der Region ist die Geschichte der Dobrudscha-Deutschen. Die ersten deutschen Ansiedler kamen im 19. Jahrhundert hauptsächlich aus Russland in die Dobrudscha, einfache Bauernfamilien aus den benachbarten Regionen Bessarabien und Cherson.2 Auch deutsche Auswanderer aus Schwaben haben sich einige Jahre später dort angesiedelt. Grund für ihre Auswanderung war zum einen die instabile wirtschaftliche Situation in ihren Heimatgebieten, zum anderen das fruchtbare und menschenleere Steppenbodengebiet am Schwarzen Meer. Etwa 100 Jahre später mussten sie jedoch wieder umsiedeln. Nach dem deutsch-sowjetischen Grenz- und Friedensvertrag von 1940 wurden viele Dobrudscha-Deutsche zusammen mit den Deutschen aus Bessarabien und der Bukowina in die besetzten Territorien Polens und nach Österreich umgesiedelt, von wo sie am Ende des Zweiten Weltkrieges nach Westdeutschland flüchteten. Aus Bulgarien stammten außerdem etwa 2.100 Deutsche, deren Vorfahren sich nach dem Russisch-Osmanischen Krieg von 1877-78 und vor der Jahrhundertwende dort angesiedelt hatten; sie kamen vor allem aus den Dörfern Bardarski geran (Nordwestbulgarien, Region Vratsa), Tsarev brod (Nordostbulgarien, Region Schumen) und Dobrovo (Nordostbulgarien, Region Dobritsch).

Ökonomische Situation

Die Dobrudscha zählt sowohl im bulgarischen als auch im rumänischen Teil heute zu den strukturschwächsten Regionen Europas.3 Die Folgen der fast 50 Jahre andauernden sozialistischen Epoche und des darauf folgenden politischen und ökonomischen Transformationsprozesses haben dieses Gebiet besonders hart getroffen. Als zentraler ökonomischer Zweig litt die Agrarwirtschaft unter der Auflösung der landwirtschaftlichen staatlichen Produktionsgenossenschaften. Rückgang in der Agrarproduktion, Lebensmittelknappheit, Zerfall von Wirtschaftsstrukturen, Massenarbeitslosigkeit und Migration waren die Folge; sogar vom „Bankrott der Agrarwirtschaft“ war die Rede. Mittlerweile hat sich die Lage durch die finanzielle Unterstützung der Europäischen Union entspannt, vor allem durch die Vor-Beitrittsinstrumente ISPA (Infrastruktur) und SAPARD (Landwirtschaft). Zunehmend bewirtschaften wieder größere Privatbetriebe die landwirtschaftliche Fläche. Die „goldene“ Dobrudscha hat ihren Ruf als Kornkammer zurückerlangt.

In Rumänien bildet Constanţa ein wichtiges ökonomisches Zentrum für das Umland. Constanţa ist eine der größten Städte Rumäniens mit dem sechstgrößten binneneuropäischen Hafen, was das Handelsvolumen betrifft.4 Außerdem bietet die Schwarzmeerküste in beiden Teilen der Dobrudscha hervorragende Möglichkeiten für die Entwicklung des Tourismus. Die Orte Mamaia, Mangalia, Eforie, Vama Veche usw. in Rumänien und Albena, Baltschik, Schabla und Kavarna in Bulgarien sind mittlerweile weithin bekannt. Außerhalb der touristischen Zentren ist die Region beiderseits der Grenze jedoch noch weitgehend unterentwickelt. Das Donaudelta ist für die ökonomische Entwicklung im rumänischen Teil der Dobrudscha von enormer Bedeutung nicht nur als Anziehungsort für Touristen, sondern vor allem aufgrund des Fischfangs, der dort die wichtigste Einnahmequelle darstellt. Dagegen scheint die südliche Dobrudscha mit der eher spröde aussehenden Landschaft nicht so anziehungsfähig, wobei hier versucht wird, den Agrar- bzw. Ökotourismus zu etablieren. Generell bleibt festzustellen, dass das Potenzial für die Entwicklung des Tourismus in der Dobrudscha noch längst nicht ausgeschöpft ist. Negativ fällt leider auf, dass man eher auf den „unökologischen“ Massentourismus mit dem Bau riesiger Hotelanlagen statt auf den so genannten „sanften“ Tourismus setzt.

Ein weiteres Problem liegt in der schwach entwickelten Infrastruktur dieser Region. Wenn es gelingt, die Standortvorteile durch die Lage an Donau und Schwarzem Meer auszunutzen, könnte die Dobrudscha den Anschluss an Westeuropa schaffen. Zudem bieten sich Chancen für eine ökologische Modernisierung, vor allem mit der Entwicklung erneuerbarer Energien. In Bulgarien entstehen momentan an mehreren Orten Windkraftparks. Für die Nutzung der Sonnenenergie sind die Klimabedingungen optimal. Dies gilt auch für Rumänien, wo der tschechische Energieversorger CEZ, der eine starke Marktposition in Südosteuropa hat, den größten Windpark Europas in der Nähe von Constanţa aufbauen will.5 Seitens der Politik werden diese Innovationen zunehmend unterstützt, um einerseits die Abhängigkeit vom russischen Gas und Erdöl zu verringern und anderseits den ökologischen Zielen der EU zu entsprechen, die bis 2020 20 Prozent der Energienachfrage mit erneuerbaren Energien decken will.

Aktuelle politische Verhältnisse

In der Dobrudscha spielen sich die gleichen Prozesse ab wie in der Gesamtregion. Politikverdrossenheit sowie populistische und nationalistische Strömungen sind die akuten Symptome der schwachen Demokratien in Südosteuropa.

In der Süddobrudscha gibt es eine starke Präsenz der Partei der türkischen Minderheit, der so genannten „Bewegung für Rechte und Freiheiten“, die vor allem in den ländlichen Gebieten bei den Wahlen dominiert. Traditionell stark bleibt auch die ehemalige kommunistische, jetzt sozialistische Partei. Ein relativ neues Phänomen stellt die nationalistische Partei „Atacke“ dar, die sich gerne als Gegenspieler der „Bewegung für Rechte und Freiheiten“ sieht. Populistisch bis nationalpopulistisch argumentiert die neugegründete Rechtspartei GERB („Bürger für europäische Entwicklung Bulgariens“; das Akronym bedeutet „Staatswappen“). Mit ihrem charismatischen Vorsitzenden Boyko Borissov, dem ehemaligen Bodyguard des kommunistischen Führers Bulgariens Todor Shivkov, gewinnt die Partei auch in der Dobrudscha Anhänger. Bei den letzten Kommunalwahlen 2007, bei der diese Partei zum ersten Mal kandidierte, gewann GERB auf Anhieb die Bürgermeisterstelle der größten Stadt der Süddobrudscha, Dobritsch, und verlor nur knapp die Stichwahl in der anderen großen Stadt der Region, Silistra. Ein neues und interessantes Phänomen auf Lokalebene bilden die so genannten unabhängigen Kandidaten für Bürgermeister und Stadträte, die meistens aus örtlichen Initiativen hervorgehen. Diese parteiähnlichen Bewegungen werden von lokalen Privatunternehmern unterstützt; nicht selten sind diese Kandidaten selbst Unternehmer. Kommentatoren bezeichnen diese Initiativen als „Business-Parteien“. Eine von ihnen mit dem aussagekräftigen Namen LIDER wurde kürzlich auch auf nationaler Ebene gegründet, mit der finanziellen Unterstützung von Christo Kovatschki, dem vielleicht größten inländischen Unternehmer und Investor in der bulgarischen Energiebranche. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese neuen Gruppierungen weiter entwickeln und vor allem wie sie sich mit den traditionellen Parteien arrangieren. Schon jetzt steht aber fest, dass sie großen Einfluss auf die lokale Politik ausüben. Weniger erfreulich ist der auf lokaler Ebene vielfach praktizierte Handel mit Wahlstimmen, bei dem besonders Angehörige ethnischer Minderheiten (Roma, Türken usw.) regelrecht geködert werden.

In der Norddobrudscha zeichnen sich ähnliche parteipolitische Entwicklungen ab. Die rumänische nationalistische Partei nennt sich „Großrumänien-Partei“ (Partidul România Mare). Sie schneidet in der Dobrudscha vor allem im Kreis Tulcea gut ab und besetzte bis vor kurzem sogar die Position des Landkreispräsidenten. Die Wahlbeteiligung ist generell niedrig. Stärkste Kraft der letzten Kommunalwahlen (2008) im Kreis Constanţa war die PSD (Sozialdemokratische Partei), im Kreis Tulcea die PD-L (Demokratisch-Liberale Partei).6

Sowohl Bulgarien als auch Rumänien haben, wie aus den Fortschrittsberichten der Europäischen Kommission hervorgeht, immer noch erhebliche Defizite in den Bereichen Justizreform, Korruptionsbekämpfung und Kampf gegen organisierte Kriminalität. Beide Länder müssen sich weiterhin strengen Kontrollen der EU-Beamten unterziehen; Bulgarien musste sogar einen Stopp von Hilfsgeldern in Höhe von fast 500 Millionen Euro hinnehmen, die nun in Infrastruktur- und Landwirtschaftsprojekten fehlen. Darunter leidet natürlich auch die Dobrudscha.

Umwelt

Die Dobrudscha bietet hervorragende Voraussetzungen zur Entwicklung von Ökotourismus. Das Donaudelta ist ein einzigartiges Terrain, dessen Schutz und Erhalt ganz hoch auf der Prioritätenliste sowohl europäischer als auch nationaler sowie regionaler Politik stehen sollte. Deshalb darf die wirtschaftliche Entwicklung der Dobrudscha nicht, wie Umweltschützer anmahnen, zu Lasten der Natur geschehen. Immerhin wurden im Naturschutzbereich mit EU-Hilfe einige Projekte umgesetzt. Mithilfe des EU-Programms „Natura 2000“ werden Schutzgebiete eingerichtet, um die Artenvielfalt dieser einzigartigen Region dauerhaft zu erhalten. In der Süddobrudscha sind das die Gebiete um den Seenkomplex Schabla an der Schwarzmeerküste, der südostliche Teil des Dobrudscha-Plateaus um Horn Kaliakra sowie das Ufergebiet des Flusses Batova reka, die vor allem aus ornithologischer Sicht von Bedeutung sind. In der Norddobrudscha umfassen die geschützten Gebiete eine wesentlich größere Fläche, insgesamt 34 Areale im Kreis Constanţa und 18 im Kreis Tulcea mit einer Gesamtfläche von über 20.000 Hektar.7 Diese ökologischen Projekte sind allerdings nicht unumstritten. Private Landbesitzer befürchten einen Wertverlust ihrer Grundstücke; illegale Baumaßnahmen in Naturschutzgebieten kommen immer wieder vor.

Kultur- und Religionsvielfalt

Anfang des 20. Jahrhunderts beschrieb der große rumänische Schriftsteller Nicolae Iorga die Dobrudscha als ein besonderes Land mit einzigartiger Landschaft und Menschen.8 Sie ist ein Mosaik aus Kulturen und Religionen zwischen Orient und Okzident, Christentum und Islam. Hier lebten Rumänen, Bulgaren, Türken, Tataren, Roma, Juden, Armenier, Deutsche, Griechen, Ukrainer usw. Mit der Aufteilung der Dobrudscha zwischen Bulgarien und Rumänien fand ein „Bevölkerungstausch“ zwischen den beiden Ländern statt, sodass die Bulgaren im südlichen Teil dominieren und die Rumänen im nördlichen. Die Juden, die Deutschen und zum Teil die Tataren und die Türken mussten aus verschiedenen Gründen auswandern bzw. zwangsläufig das Land verlassen. Zwei seltene ethnische Gruppen, Lipowaner und Aromunen, die noch immer in der heutigen Norddobrudscha leben, seien im Folgenden kurz vorgestellt.

Die Lipowaner sind eine russischsprachige Minderheit, die etwa 20.000 Personen umfasst und damit die fünftgrößte nationale Minderheit Rumäniens bildet. Konfessionell handelt es sich bei ihnen um altgläubige orthodoxe Christen, die Russland nach der Kirchenreform von 1654 verließen. Die Mehrzahl floh bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, um der Verfolgung als „Raskolniki“ (von raskol „Kirchenspaltung“) zu entgehen. Die Lipowaner sprechen eine altertümliche Version der russischen Sprache. Sie leben überwiegend von Fischfang und Ackerbau, ihre größte Ansiedlung ist mit etwa 16.000 Einwohnern die Stadt Tulcea.

Die Aromunen bilden eine eigene romanische Volksgruppe, die auch als Mazedorumänen oder Kutzowalachen bekannt ist. Ihre eigentliche Heimat ist Nordgriechenland, Südbulgarien, Albanien und Mazedonien, von wo sie durch Abwanderung zwischen den beiden Weltkriegen in die Norddobrudscha gelangt sind. Sie sprechen eine eigene, eng mit dem Rumänischen verwandte Sprache und sind orthodoxen Glaubens. Ihre Herkunft ist wissenschaftlich bis heute umstritten. Manche Experten bezeichnen die Aromunen als Nachfahren der in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten romanisierten Thraker der südlichen Balkanhalbinsel. Zur Zeit leben in der Norddobrudscha nach Angaben der letzten Volkszählung von 2002 etwa über 40.000 Aromunen, die jedoch keinen offiziellen Status als Minderheit haben. Wegen ihrer ethnischen Nähe zu den Rumänen bezeichnen sie sich selber als eine „kulturelle“ Minderheit. Seit einiger Zeit gibt es in Rumänien Bestrebungen, den Aromunen die gleichen Rechte zu gewähren, die die anderen Minderheiten genießen, und zwar muttersprachliche Bildung und Vertretung im Parlament.

Fazit

Abschließend können wir festhalten, dass die Dobrudscha auf Grund ihrer geographischen Lage und ökologischen Charakteristika eine europäische Region mit großem geostrategischem, politischem und ökonomischem Potenzial ist. Zudem bietet sie ein Modell des friedlichen interkonfessionellen und multikulturellen Zusammenlebens, das aus einer konfliktreichen Vergangenheit erwachsen ist. Für die Entwicklung der Dobrudscha wird von enormer Bedeutung sein, wie die lokalen Eliten das Konzept der nachhaltigen Entwicklung in die Praxis umsetzen. Der Europäischen Union kommt dabei eine wichtige Rolle zu, indem sie die gesetzlichen Rahmenbedingungen schafft und als einer der größten Geldgeber in der Region investiert.


Fußnoten:


  1. Übergreifend dazu Josef Sallanz (Hrsg.): Die Dobrudscha. Ethnische Minderheiten, Kulturlandschaft, Transformation. Ergebnisse eines Geländekurses des Instituts für Geographie der Universität Potsdam im Südosten Rumäniens. (Praxis Kultur- und Sozialgeographie, Bd. 35). Potsdam, 2. durchges. Aufl. 2005. ↩︎

  2. Vgl. Horia Stinghe: Despre germanii din Dobrogea (Über die Dobrudscha-Deutschen). Constanţa 2003, S. 16. ↩︎

  3. Vgl. Sallanz (wie Anm. 1), S. 122. ↩︎

  4. Vgl. Radu Barbulescu: Eine Stadt in Rumänien: Konstanza. In: archenoah 11 (2004), Nr. 1-4 (38-41), S. 89. ↩︎

  5. http://www.reuters.com/article/environmentNews/idUSLR9325920080827 (letzter Zugriff: 26.01.2009). ↩︎

  6. Detailergebnisse unter http://www.beclocale2008.ro (letzter Zugriff: 26.01.2009). ↩︎

  7. Vgl. http://www.apmtl.ro (letzter Zugriff: 26.01.2009). ↩︎

  8. Zum Folgenden Alexandra Iordǎchescu (u. a.): The Eco-Ethno-Cultural Diversity of Dobrogea Region. Constanţa 2007. ↩︎