1960: Abschuss eines US-Aufklärungsflugzeugs vom Typ U-2 über Swerdlowsk

aus OWEP 4/2017  •  von Xenia Baljakin

Xenia Baljakin: Studentin der Lateinischen Philologie und Katholischen Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Im politischen Klima des Kalten Kriegs, das von Angst und gegenseitigem Misstrauen geprägt war, gehörte Spionage zum Tagesgeschäft. Vor allem in den USA setzte man dabei auf technische Mittel, um sich Vorteile gegenüber dem Gegner zu verschaffen. Eigens dafür wurde das Aufklärungsflugzeug U-2 vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA entwickelt, das in so großer Höhe über der Sowjetunion fliegen sollte, dass es weder von Geschützen erreicht noch von feindlichen Jägern abgeschossen werden konnte. Seit 1956 ließ Eisenhower damit die UdSSR aus der Luft ausspionieren. Dies brachte Chruschtschow in eine unbequeme Lage: Einerseits waren die Spionagetätigkeiten seitens der USA sehr wohl bekannt, andererseits gab es keine Handhabe, um gegen sie vorgehen zu können.

Als Francis Gary Powers am 1. Mai 1960 von Pakistan aus zu einem Spionageflug startete, der über die Sowjetunion nach Norwegen führen sollte, änderte sich dies. Das Triebwerk des Flugzeugs setzte über dem Ural aus, sodass Powers in Sinkflug gehen musste und damit von der Sowjetunion beschossen und letztlich vom Himmel geholt werden konnte. Er wurde gefangen genommen und verhört. Kurzerhand versuchte man in den USA, die U-2 als Wettererkundungsflugzeug zu tarnen, und ließ dafür eigens Flugzeuge desselben Typs mit NASA-Insignien bemalen, doch die versuchte Täuschung flog auf und Eisenhower geriet in Erklärungsnot, als Chruschtschow in aller Öffentlichkeit Details über den Abschuss bekannt gab.

Damit stand die geplante Gipfelkonferenz der vier Großmächte am 16. und 17. Mai in Paris, die eigentlich zum Ziel hatte, die internationalen Beziehungen zu verbessern, unter keinem guten Stern: Die Sowjetunion hatte nun ein Druckmittel gegen die USA, und Chruschtschow verlangte, dass Eisenhower sich für die Provokation entschuldigen und die Spionagetätigkeiten einstellen solle. Beides geschah nicht, sodass Chruschtschow den Gipfel abbrach. Dies kam einer diplomatischen Katastrophe gleich und stürzte die Beziehungen der USA zur Sowjetunion in eine tiefe Krise.