1978: Wahl von Papst Johannes Paul II.

aus OWEP 4/2017  •  von Thomas Gocke

Thomas Gocke: 2011-2017 Theologie und Geschichtsstudium an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, z. Zt. in der Ausbildung zum Pastoralreferenten des Bistums Münster.

Das zweite Konklave des Jahres 1978 fand vom 14. bis zum 16. Oktober in Rom statt. Gewählt wurde der Krakauer Kardinal Karol Wojtyła, der den Namen Johannes Paul annahm. Im Konklave hatte er sich gegen die beiden favorisierten italienischen Kardinäle Giuseppe Siri und Giovanni Benelli durchsetzen können.

Karol Wojtyła wurde am 18. Mai 1920 in Wadowice in Polen geboren und verstarb nach langer Krankheit am 2. April 2005 in der Vatikanstadt. Als Papst Johannes Paul II. war er vom 16. Oktober 1978 bis zu seinem Tod 26 Jahre und 5 Monate lang das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Johannes Paul II. war der erste Slawe auf dem Papstthron. Am 1. Mai 2011 wurde er durch Papst Benedikt XVI. selig- und am 27. April 2014 durch Papst Franziskus heiliggesprochen.

Johannes Paul II. hatte großen Einfluss auf den Demokratisierungsprozess in Polen, der wiederum den Anstoß für ähnliche Prozesse in anderen Ostblockstaaten lieferte. Mit seinen philosophischen Werken lieferte er wichtige Denkanstöße für die polnische Dissidentenbewegung. Im stark katholisch geprägten Polen besaß seine Meinung ein sehr hohes moralisches Gewicht. Entsprechend stärkte er mit seiner offenen Parteinahme für die antikommunistische Gewerkschaft Solidarność die Opposition. Allein seine Wahl löste in Polen große Begeisterung aus. Von besonderer Bedeutung waren die Polenbesuche des Papstes. Die erste Reise 1979, bei welcher rund ein Viertel der polnischen Bevölkerung den Papst sah, wurde faktisch zu einer politischen Kundgebung. Es folgten noch acht weitere Reisen in sein Heimatland.

Michail Gorbatschow schrieb in seinen Memoiren, dass die Ereignisse in Osteuropa ohne Johannes Paul II. nicht möglich gewesen wären. Auch wenn er die Sowjetunion bzw. Russland nie besucht hat und die Beziehungen zur Russischen Orthodoxen Kirche belastet bleiben, so hat sein Pontifikat doch erheblich zu den politischen Veränderungen beigetragen, in denen die kommunistischen Regimes abgelöst wurden.