1991: Auflösung der UdSSR

aus OWEP 4/2017  •  von Anna Ott

Anna Ott: Studentin der Katholischen Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Am 8. Dezember 1991 unterzeichneten die Präsidenten Russlands, der Ukraine und Weißrusslands den Vertrag von Minsk. In ihm wurde die Auflösung der Sowjetunion festgehalten; diese Tatsache wurde Michail Gorbatschow, dem Präsidenten der UdSSR, der nun Präsident ohne Land war, nachträglich mitgeteilt. Die Vereinbarungen setzten den Vertrag zur Schaffung der UdSSR von 1922 außer Kraft und begründeten die „Gemeinschaft Unabhängiger Staaten“ (GUS), in der sich verschiedene Nachfolgestaaten der Sowjetunion zusammenschlossen. Durch die Auflösung des weltweit größten sozialistischen Staates endete auch der Kalte Krieg.

Bereits gegen Ende des Jahres 1989 hatten die kommunistischen Staatsführungen in allen Ostblockstaaten außer der Sowjetunion ihr Herrschaftsmonopol verloren. Der langjährige Prozess der Auflösung des sozialen Zusammenhalts endete mit der Unabhängigkeit der 15 sowjetischen Unionsrepubliken. Die KPdSU war bereits nach dem gescheiterten Augustputsch in Moskau 1991 verboten worden. Eine Gruppe von konservativen Funktionären der Kommunistischen Partei hatte versucht, Präsident Gorbatschow wegen der sich verschlechternden wirtschaftlichen und politischen Situation abzusetzen.

Bis zu seinem Rücktritt am 25. Dezember 1991 hoffte Gorbatschow auf eine Erneuerung der Sowjetunion als Bundesstaat. Ihm stand jedoch Boris Jelzin, der zum Präsidenten der Russischen Teilrepublik gewählt worden war, unversöhnlich gegenüber, der einen lockeren Staatenbund ohne eine Zentralregierung anstrebte. Noch am selben Abend übernahm Jelzin das Oberkommando über die jetzt russischen Atomwaffen und wurde mit dem Inkrafttreten der Vereinbarung von Minsk zum Jahreswechsel zum ersten Präsidenten des unabhängigen Russlands.

Als die rote Fahne mit Hammer und Sichel über dem Kreml eingezogen und die russische hochgezogen wurde, blieb es ruhig auf dem Roten Platz – kein Jubel, kein Protest. Die Gefühle der Menschen blieben zwiespältig. Mehr als siebzig Jahre Kommunismus endeten nicht mit einem großen Knall, sondern eher leise und seufzend.