Länderinfo: Armenien

(Stand: 2003)
aus OWEP 4/2003  •  von Jörg Basten

Eine aktuelle Fassung der Länderinformation zu Armenien finden Sie unter www.renovabis.de/laender-projekte/laenderinformationen/armenien.

Fläche: 29.800 km²

Einwohner: 3.795.000

Hauptstadt: Jerewan (Eriwan) (ca. 1,3 Millionen Einw.)

Ethnische Gruppen:
93,0% Armenier; 2,6 % Aserbaidschaner; 1,7% Kurden; 1,6 % Russen; 1,1% Sonstige

Geschichtlicher Überblick:
Armenien gehört zu den ältesten Zentren menschlicher Zivilisation und ist bereits in frühgeschichtlicher Zeit besiedelt worden. Das Siedlungsgebiet der Armenier lag ursprünglich zu einem großen Teil in der heutigen Türkei, reichte im Norden bis an den südlichen Kleinen Kaukasus, Südgeorgien und das heutige Armenien, im Süden bis in den Nordwesten des Iran. Das Territorium wurde nacheinander von Babyloniern, Persern und Römern beherrscht. Nur vorübergehend konnten sich in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten die zentral- und südarmenischen Gebiete als Königreich Groß-Armenien selbstständig entwickeln. Seit Mitte des 1. Jahrhunderts bildete dieses Gebiet eine Pufferzone zwischen dem Römischen Reich und dem Partherreich.

301 n. Chr. wurde das Christentum in Armenien Staatsreligion, ein Jahrzehnt vor der öffentlichen Duldung im Römischen Reich. Seit jener Zeit ist Edžmiadzin religiöses Zentrum der Armenischen Apostolischen Kirche. Ab dem 7. Jahrhundert war Armenien den Auseinandersetzungen zwischen Byzanz und den Arabern ausgesetzt, konnte jedoch bis ins 11. Jahrhundert eine gewisse Unabhängigkeit bewahren. Ein großer Teil des armenischen Volkes wanderte nach Kilikien ab, wo sich ein von Byzanz unabhängiges kleinarmenisches Königreich bildete. Klein-Armenien wurde 1375 von Ägypten aus erobert und stand seit dem 16. Jahrhundert unter osmanischer Herrschaft. Groß-Armenien, vorübergehend von den Mongolen unterworfen, war seit der frühen Neuzeit Streitobjekt zwischen Osmanischem und Persischem Reich. 1828 gewann Russland von Persien große Teile Armeniens um Jerewan. In den beim Osmanischen Reich verbliebenen Gebieten entstand im 19. Jahrhundert eine armenische Befreiungsbewegung. 1895/96 und besonders 1915/16 fielen dort mehrere hunderttausend Armenier Massakern und Deportationen zum Opfer. Das russische Armenien erklärte sich am 26.05.1918 für unabhängig. Nach dem Einmarsch der Roten Armee wurde am 29.11.1920 die Armenische SSR ausgerufen. 1936 wurde Armenien Unionsrepublik. Auseinandersetzungen um das von Armeniern bewohnte, aber zur Aserbaidschanischen SSR gehörende Berg-Karabach führten 1988 und 1989 zu Unruhen in der Armenischen SSR, die seit 1990 blutig eskalierten.

Am 23.08.1991 erklärte Armenien seine Unabhängigkeit und wurde Mitglied der GUS. Aus dem Konflikt mit Aserbaidschan entwickelte sich ein verlustreicher Krieg. Durch russische Vermittlung kam es 1994 zu einem Waffenstillstandsabkommen. 1995 wurde eine neue Verfassung verabschiedet. Staatspräsident Lewon Ter-Petrosjan, seit 1991 im Amt, trat im Februar 1998 zurück. Sein Nachfolger wurde der bis heute amtierende Robert Kotscharjan. Regierungschef ist seit 2000 Andranik Markarjan.

Politisches System:
Präsidialrepublik seit 1991 (Direktwahl auf fünf Jahre), Verfassung seit 1995. Das Parlament mit 130 Abgeordneten wird alle vier Jahre gewählt (zuletzt im Mai 2003). Wahlrecht: ab 18 Jahre. – Nach Feststellung der internationalen Wahlbeobachterkommission entsprechen die Wahlen nicht internationalen Standards.
Staatsoberhaupt: Robert Kotscharjan (seit 1998; 2003 wiedergewählt) Regierungschef: Andranik Markarjan (seit Dezember 2000)

Ökonomische und soziale Rahmendaten:
Bruttosozialprodukt pro Kopf 460 US-Dollar (1998); Wachstum des BIP 4,7 %, Arbeitslosigkeit 10,5 %, Inflation 8,7 %; Auslandsverschuldung 800 Millionen US-Dollar. Währung 1 Dram (ARD) = 100 Lumas; 1 EUR = 518,84 ARD. – Außenhandel: Import von mineralischen Rohstoffen und Nahrungsmitteln besonders aus Russland, USA, Belgien und Großbritannien; Export von Edelsteinen und Halbedelsteinen, Metallen und Ausrüstungsgegenständen besonders nach Russland, Turkmenistan, USA, Belgien und Iran. Außenhandelsdefizit 670 Millionen US-Dollar.

Kirchliche Strukturen:
Die Armenische Apostolische Kirche, dominantes Bekenntnis in Armenien, besteht aus vier Teilkirchen. An erster Stelle steht das Katholikat von Edžmiadzin, allgemein anerkannter Hauptsitz der Armenischen Kirche. Es betreut eine große Anzahl von Diasporagemeinden (besonders in den USA) und 3 Millionen einheimische Armenier. Das Katholikat von Kilikien in Antelias (Libanon) umfasst ebenfalls ein großes Diasporagebiet in zahlreichen Ländern. Die Patriarchate von Jerusalem und Konstantinopel zählen zusammen etwa 6 Millionen Gläubige.

Der mit Rom unierten armenischen Kirche gehören etwa 125.000 Gläubige an. Ihnen steht Erzbischof Nerses Der Nersessian vor. Die Römisch-katholische Kirche in Armenien gehört zur Apostolischen Administratur des Lateinischen Kaukasus. Ordinarius ist Bischof Giuseppe Pasotto mit Sitz in Tbilisi/Tiflis (Georgien).

Renovabis-Projekte und Schwerpunkte der Förderung:
In fast 40 Projekten hilft Renovabis auf dem Gebiet der Entwicklung pastoraler Strukturen (Aufbau von Kirchen, Klöstern und Gemeindezentren, Priester- und Laiennachwuchsförderung) und bei der Überwindung sozialer Notstände (Waisenhäuser, Hospizbereich, Aufbau der Caritas).

Interessante Internet-Adressen: (letzter Aufruf: 23.10.2014)
http://www.germany.mfa.am/de/ (Botschaft der Republik Armenien in Deutschland)
http://www.armenien.de (allgemeine Informationen)