Gottschee

(Textkasten)
aus OWEP 2/2017  •  von Joachim Hösler

Bei der Gottschee (slow. Kočevje) handelt es sich um ein ca. 800 qkm großes Hochwaldgebiet im Süden des heutigen Slowenien (vgl. die Landesskizze unten auf S. 152). Dieser Hochwald ist auf Anweisung der Grafen von Ortenburg, einer Adelsfamilie aus Kärnten, seit Beginn des 14. Jahrhunderts erschlossen worden. Die Siedler kamen aus dem Umland, aus Kärnten, Osttirol, Franken und Thüringen. Über mehr als sechs Jahrhunderte lebten deutschsprachige und slowenischsprachige Bauern, Waldarbeiter und Handwerker miteinander in dieser Region. Begünstigt von der naturräumlichen Abgrenzung erhielten sie ihre Dialekte und Sitten. Ganz überwiegend handelte es sich um arme Familien, von denen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert viele in die USA auswanderten. 1930 feierten die gottscheedeutschen Organisationen 600 Jahre Kolonisationsgeschichte. 1941, nach der Zerschlagung und Aufteilung Jugoslawiens, lag das Gebiet in der italienischen Einflusssphäre. Hitler ließ die Siedlungen auflösen und 2.833 Familien mit 11.509 Personen in das so genannte Ranner Dreieck am Zusammenfluss von Sava und Sotla, von wo kurz vorher 37.000 Slowenen deportiert worden waren, umsiedeln. Das Gros der überlebenden Gottscheedeutschen emigrierte Mitte der 1950er Jahre in die USA, die übrigen zerstreuten sich in Österreich und Deutschland. 1948 wurden in der Gottschee 94 „Deutsche“ gezählt.