Woran ich glaube?

aus OWEP 2/2022  •  von Beata Frysztacka

Beata Frysztacka (geb. 1973) ist Humanistin, Fotografin und Liebhaberin des Theaters, Therapeutin, Mutter von vier Kindern, die im Geiste des Christentums erzogen wurde, immer im Bewusstsein, dass die Spiritualität allen zugänglich ist, nicht nur Auserwählten. Seit einigen Jahren verfolgt sie mittels Kontemplation den Weg der Rückkehr zu den authentischen Quellen einer freien, aber nicht von „new age“ geprägten Spiritualität sowie zu den Wurzeln des Geistes des alten Europas.

Oder vielleicht wem ich glaube? Ich glaube an mich. Glaube meiner tiefen Intuition, die mir sagt, die Weltordnung ist kein Zufall, glaube meinem Gefühl, meinem Herzen, meiner Verbindung mit dem Ursprung. Ich glaube daran, dass ich heute auf Erden stellvertretend für meine Vorfahren lebe, mit denen ich in Verbindung stehe. Sie waren vor mir und leben in mir weiter, ebenso wie jene, die nach mir kommen werden. Ich glaube daran, dass nichts von dem, was mich umgibt, zufällig ist, dass eine mächtige Energie sich in jenen Wesen materialisiert, die ich kenne und mit denen ich meine Wanderschaft auf Erden teile. Daran, dass die Quelle, aus der wir alle unseren Anfang nahmen, noch nicht versiegt ist und das Leben ein ununterbrochener Strom ist.

Beata Frysztacka (Foto: privat)

Mutter Natur speist sich ebenso aus dieser Quelle wie wir, umschließt uns mit ihrer Macht, ihrer Schönheit und ihrer Geborgenheit für uns. Sie nährt uns und gewährt uns und unseren Brüdern Schutz – allem, was lebt. Ich glaube auch, dass Mutter Erde uns zurückbringt zu unserem Ursprung, in die Dunkelheit, um uns neu zu gebären. So wie es überall in der Natur geschieht. Das Leben dauert fort. Stirbt für eine Weile ab. Die Energie dessen, was vergangen ist, kulminiert in einem Korn und wird zum Ausgangspunkt neuen Lebens. Warum sollte es mit dem Menschen anders sein? Warum sollte der Mensch nicht diesem Gesetz unterliegen? In diesem Sinne glaube ich an die ewigen Gesetze der Natur.

All meine Erfahrungen, meine Beobachtungen, sind vorbestimmt durch die Jahreszeiten, durch Tage und Nächte. Der Geist oder die Seele, die einige Religionen ausschließlich dem Menschen zuschreiben, wohnt dem gesamten Universum inne. Sie sind gleichermaßen gegenwärtig in allem, was wir kennen. Wenn ich mit der Welt der beseelten Materie einen bewussten, meinen Geist nährenden Kontakt herstellen kann, wer möchte mir dann verbieten, aus ihm zu schöpfen? Also spreche ich mit Großmutter Mond und Großvater Sonne, mit den Steinen, Bäumen, mit meinen Vorfahren und mit allem, was mich umgibt.

Ich glaube auch meinem weisen Körper, der mein Lehrmeister ist. Vertraut sind mir die Rituale, die mit der Erde verbunden sind, mit der Sonne, mit dem Mond – mit ihrem zyklischen Rhythmus, und meine Rituale, die verbunden sind mit dem zyklischen Rhythmus einer Frau. Mit meinem Körper. Der Winter – während ich gemeinsam mit der Natur langsamer werde und in Dunkelheit verfalle – ist die Zeit, in mich zu gehen, meine Beziehungen mit der Quelle des Lebens zu pflegen, mit meinen Vorfahren. Und doch übergebe ich mit jedem monatlichen Blut das, was nichts mehr nutzt, was schon vergangen und beendet ist. Und erneut lade ich ein – ein neues Ei, einen neuen Samen zum Säen, zum Anwuchs, zum Heranwachsen und Befruchten. Der Körper ist dabei äußerst unterstützend. Und spirituell. Der Körper ist heilig, das Leben ist heilig, alles was uns umgibt, ist heilig, in allem treffen wir die Unendlichkeit.

Aus dem Polnischen übersetzt von Matthias Kneip.