1945: Jalta-Konferenz der „Großen Drei“

aus OWEP 4/2017  •  von Hans Hecker

Prof. em. Dr. Hans Hecker: 1982 - 2007 Professor für Osteuropäische Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Die Einigung war mühsam. Erst nach langen Vorverhandlungen konnten sich die drei Großmächte USA, UdSSR und Großbritannien überhaupt auf einen Ort einigen, an dem Roosevelt, Stalin und Churchill ihre Gespräche über eine Nachkriegsordnung für Deutschland, Europa und die Welt (nach Teheran 1943) fortsetzen sollten. Dass Stalin sich hier durchgesetzt hatte, war kennzeichnend für den Verlauf der Woche vom 4. bis zum 11. Februar 1945 auf dem Zarenschloss Liwadija am Schwarzen Meer. Auf dem Weg zur bedingungslosen Kapitulation Deutschlands war er am weitesten vorangekommen: Die Rote Armee hatte die Oder erreicht, Berlin war nicht mehr weit, während die Verbündeten noch im Westen standen. Stalin hatte damit bereits Ostmittel- und Südosteuropa im Griff. Churchill fühlte sich jedoch Polen (Londoner Exilregierung) sowie Griechenland verpflichtet. Roosevelt war vorrangig an einer funktionierenden UNO und dem Krieg im Pazifik gelegen.

Trotz der spärlich übertünchten Gegensätze kam man in folgenden Punkten überein: Die deutschen Gebiete ostwärts der Oder und westlichen Neiße werden abgetrennt, das übrige Gebiet wird nicht, wie von Stalin ursprünglich gewünscht, in viele Einheiten aufgelöst, sondern in vier (Drei plus Frankreich) Besatzungszonen aufgeteilt, ebenso Berlin. Ein „cordon sanitaire“ vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer (außer Griechenland) wird der Sowjetunion zugestanden. Die künftige Ostgrenze Polens orientiert sich an der Curzon-Linie, die Westgrenze soll ostdeutsche Gebiete umfassen. Die UNO wird durch den Sicherheitsrat (ständige Mitglieder mit Vetorecht: USA, UdSSR, Großbritannien, Frankreich, China) gelenkt werden. Etwa drei Monate nach der deutschen Kapitulation tritt die Sowjetunion in den Krieg gegen Japan ein. Reparationen: Demontage, Übernahme von technischem know how und Fachleuten, Entnahmen aus laufender Produktion. Die Sowjetunion darf ihre ehemaligen, im Westen befindlichen Bürger, Soldaten und Gefangenen „repatriieren“. Weitere Fragen wie die Umsiedlung bzw. Vertreibung deutscher und anderer Bevölkerung werden später entschieden.

Was blieb? Misstrauen, Rivalität der Weltmächte, Vorzeichen des Kalten Krieges.