1984: Stalins Tochter trifft nach 17 Jahren Exil in der UdSSR ein

aus OWEP 4/2017  •  von Anna Ott

Anna Ott: Studentin der Katholischen Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Ihr ganzes Leben lang stand Swetlana Allilujewa im Schatten ihres Vaters. Als einzige Tochter Stalins hatte sie es nicht leicht gehabt. Schon als Jugendliche verliebt sich Swetlana nur in Männer, die ihrem Vater missfielen. So schickte dieser ihre erste große Liebe, weil er Jude war, ins Arbeitslager. Der Ehe mit ihrem ersten Mann stimmte Stalin zwar zu, wollte seinen Schwiegersohn aber niemals treffen. Diese erste Ehe war wie die späteren drei nur von kurzer Dauer.

Nach dem Tod ihres Vaters arbeitete Swetlana im Maxim-Gorki-Literaturinstitut in Moskau, wo sie verbotene und nie publizierte Werke las und regimekritische Schriften gegenüber ihren Kollegen verteidigte. Nach der Entstalinisierung legte sie den Namen ihres Vaters ab.

Im Dezember 1966 erhielt Swetlana die Erlaubnis, nach Indien zu reisen, um dort die Familie ihres kurz zuvor verstorbenen Geliebten zu besuchen. Ihre Kinder ließ sie in der Sowjetunion zurück. In Indien stand sie unter der Überwachung der sowjetischen Botschaft in Neu-Delhi, der sie zwei Tage vor dem geplanten Rückflug entfliehen konnte. Sie suchte Asyl in der US-Botschaft in Neu-Delhi, wo sie als prominente Überläuferin gerne empfangen wurde. Um unnötige diplomatische Verwicklungen zu vermeiden, wurde sie über Rom und die Schweiz in die USA gebracht. Hier verfasste sie zwei autobiografische Bücher, die in der Sowjetunion auf die verbotene Liste gesetzt wurden und sie die sowjetische Staatsbürgerschaft kosteten.

Ewig getrieben und innerlich zerrissen kehrte Swetlana 1984 nach einem Anruf ihres Sohnes von Heimweh bewegt als Lana Peters in die Sowjetunion zurück. In Moskau traf sie ihre Kinder wieder und auch zum ersten Mal ihre Enkelkinder. Auch hier hielt es sie jedoch nicht, sie zog nach Tbilissi in Georgien. Als sie wenige Jahre später wieder in den Westen ausreiste, wurde ihr zum zweiten Mal die sowjetische Staatsbürgerschaft aberkannt. Ihren Lebensabend verbrachte sie verarmt und einsam in einem Altersheim in England, wo sie 2011 starb.