Länderinfo: Russische Föderation

(Stand: 2000)
aus OWEP 3/2000  •  von Christine Dodt

Eine aktuelle Fassung der Länderinformation zur Russischen Föderation finden Sie unter www.renovabis.de/laender-projekte/laenderinformationen/russland.

Fläche: 17.075.400 km² (größter Staat der Welt)

Einwohner: 147.307.000

Politisches System:
Föderale Präsidialrepublik (seit 1991) mit 89 Föderationssubjekten, davon: 21 Autonome Republiken, 1 Jüdisches Autonomes Gebiet, 10 Autonome Bezirke (Kreise), 6 Regionen, 49 Gebiete und 2 Städte mit Sonderstatus (Moskau, St. Petersburg); Zweikammerparlament (Staatsduma und Föderationsrat)
Staatsoberhaupt: Wladimir Putin
Regierungschef: Michail Kasjanow
Während Präsident Jelzin, den Föderationssubjekten viel Freiheit gelassen hat, will sein Nachfolger Putin die zentrale Macht stärken und hat dazu einen Ukas über die Bildung von 7 Verwaltungsbezirken (siehe Karte) erlassen, u. a. zur Sicherung einer einheitlichen Durchsetzung föderaler Gesetze. Derzeit widersprechen ein Fünftel der in den Regionen verabschiedeten Gesetze der russischen Verfassung.

Ethnische Gruppen:
81,5 % Russen; 3,8 % Tataren; 3,0 % Ukrainer; über 100 andere Volksgruppen/Sprachen

Konfliktlinien:
Neben dem zweiten Tschetschenienkrieg gibt es viele nichtmilitärische Konflikte zwischen der Zentrale und den Regionen, bedingt durch ethnische und wirtschaftliche Unterschiede. Die größte Unabhängigkeit hat die Republik Tatarstan, die 1992 ihre Unabhängigkeit erklärt hat und 1994 in einem Vertrag mit Moskau ihre Sonderstellung innerhalb der Russischen Föderation gesichert hat. Die "reichen" Gebiete in Sibirien, z. B. Krasnojarsk und Jakutien, drängen auf eine eigenständige Wirtschaftspolitik, während "arme" Gebiete, insbesondere im Hohen Norden und Fernen Osten, aber auch in Südrussland, auf die Beibehaltung von Subventionen angewiesen sind. Innerhalb der Gesellschaft wachsen die sozialen Spannungen aufgrund der zunehmenden Kluft zwischen den wenigen sehr Reichen und der großen Masse der am Rande oder unterhalb des Existenzminimums lebenden Menschen.

Religionszugehörigkeit:
Prozentuale Angaben sind schwierig, da die meisten Quellen von der Anzahl der registrierten Gemeinden ausgehen, deren Mitgliederzahl aber sehr stark schwankt. Neuere Untersuchungen geben folgende Richtwerte an: 33-40 % Orthodoxe, 10-13 % Muslime, 0,7 % Buddhisten, 0,7 % Protestanten, 0,2 % Katholiken, ca. 50 % ohne Angaben.

Kirchliche Strukturen:
Die Russische Orthodoxe Kirche unter Leitung von Patriarch Alexij II. hat in Russland 66 Eparchien (Diözesen), davon 46 im europäischen Teil und 20 im asiatischen Teil. Es gibt auf dem Gebiet der Russischen Föderation ca. 16.000 Gemeinden, ca. 400 Klöster, 3 Akademien und ca. 30 Seminare / geistliche Lehranstalten.
Die Römisch-katholische Kirche in Russland ist seit 1999 in vier Apostolische Administraturen (Europäisches Russland Nord- und Südteil, Westsibirien, Ostsibirien) gegliedert. Es gibt ca. 1200 Gemeinden und ein Priesterseminar. Die Russische Bischofskonferenz unter Vorsitz von Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz hat bei ihrer Gründung 1999 eine Erklärung verabschiedet, dass sie jede Art von Proselytismus für unzulässig hält. Trotzdem sind die Beziehungen zwischen orthodoxer und katholischer Kirche noch sehr differenziert.
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Russland unter Leitung von Erzbischof Georg Kretschmar hat ca. 370 zum Teil sehr kleine Gemeinden.

Renovabis-Projekte und Schwerpunkte der Förderung:
Renovabis hat zunächst schwerpunktmäßig die Wiedererrichtung pastoraler Strukturen der katholischen Kirche unterstützt, die als Minderheitskirche besonders von ausländischer Hilfe abhängig ist. Insbesondere Bauhilfen für Kirchen, Pfarrhäuser und das einzige zurückgegebene Priesterseminar waren hier in der Anfangszeit erforderlich. Heute liegen die Schwerpunkte auf der Förderung von Kinder- und Jugendarbeit (Sommerrekollektionen, Schulen), der Ausbildung einheimischer Priester und Laienkatecheten, der Verbreitung christlicher Literatur sowie der Unterstützung von Sozialprojekten (Suppenküchen, Altenheime) und Projekten zur wirtschaftlichen Selbsthilfe (z. B. Bäckereien). Auf diesen Gebieten werden Projekte der katholischen und der orthodoxen Kirche gefördert.

Interessante Internet-Adressen:
http://www.gov.ru (offizielle Website der russischen Regierung)
http://www.mospat.ru (Webseite der Russ. Orth. Kirche)