Zeit der Hoffnung – Zeit der Bewährung

Die katholische Kirche in Polen 15 Jahre nach der Wende
aus OWEP 4/2004  •  von Adam Przybecki

Prof. Dr. Adam Przybecki ist Leiter der Abteilung für Pastoraltheologie an der Theologischen Fakultät der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań (Posen) und Chefredakteur der Zeitschrift „Teologia Praktyczna“ (Praktische Theologie).

Die EU-Erweiterung, aber auch die hitzige Diskussion um die endgültige Form der Europäischen Verfassung ließen den 15. Jahrestag des Sturzes des Kommunismus in Polen in den Hintergrund treten. Entscheidend für dessen Ende war das Ergebnis der Sejm-Wahlen vom 4. Juni 1989. Es wurde zum Beginn eines langsamen Prozesses der Befreiung weiterer Länder des Ostblocks. Für die katholische Kirche in Polen bedeutete dieser Umbruch eine wesentliche Veränderung der Bedingungen für ihre grundlegende pastorale Mission. Auch ließ er in ihrem Innern zahlreiche Hoffnungen reifen, was die Möglichkeiten für ein umfassenderes und erfolgreicheres Wirken in der von der Diktatur der Ideologie des realen Sozialismus befreiten Gesellschaft betraf.

Wie die vergangenen 15 Jahre zeigen, war es in vielen Fällen eine Zeit, die diese Hoffnungen einer schmerzhaften Prüfung und Bewährung unterzog. Vielfach gründeten sie auf einer wenig realistischen Beurteilung der Wirklichkeit, und so bewirkte der Zusammenstoß mit der jungen Demokratie manchen Schock. Mit der Zeit reifte jedoch – sowohl bei Vertretern der kirchlichen Hierarchie als auch bei den im Leben der Kirche engagierten Katholiken – ein größeres Verständnis für die neue sozio-politische Lage und für die Spezifik der in ihr verbindlichen Regeln. Das bedeutet keine Überwindung aller Probleme, die bis heute die Definition von Ort und Rolle der katholischen Gemeinschaft in der polnischen Gesellschaft betreffen. Die einen von ihnen wurzeln in der Unterlassung notwendiger Handlungen, andere ergeben sich aus Herausforderungen, die die neue sozio-politische Lage schafft.

Die unterbliebene Gewissenserforschung

Ein wichtiger Grund für die Enttäuschung, die die mit der neuen Situation nach dem Umbruch verbundenen Hoffnungen auf die Probe stellte, war es, dass die Kirche in Polen keine tiefschürfende Gewissenserforschung anstellte. Das betraf vor allem die Abrechnung mit der Vergangenheit und die Schlussfolgerungen aus der ganzen Nachkriegsperiode, in der die Kirche im kommunistischen System lebte. Noch vor der Veröffentlichung des Apostolischen Schreibens Tertio millennio adveniente, worin Papst Johannes Paul II. die europäischen Völker und die katholische Gemeinschaft zur Gewissenserforschung1 aufrief, machte man in Polen auf die Notwendigkeit aufmerksam, die Nachkriegsgeschichte der Kirche in ihrer vollen Wahrheit zu sehen.2 Auch später, vor allem in der Zeit der zu Ende gehenden Zweiten Polnischen Plenarsynode, tauchte diese Frage bei der Suche nach einer Antwort auf die Frage, in welcher Richtung die Ortskirche in Polen im 21. Jahrhundert gehen soll, wieder auf. Der Generalsekretär der Synode, Weihbischof Tadeusz Pieronek, sagte damals: „Solange wir keine redliche Diagnose geben, wie diese Kirche wirklich ist, eine Diagnose, die die Wahrheit über sie bis zur Schmerzgrenze sein wird, so lange werden wir nicht sagen können, wie man in unserer Wirklichkeit handeln soll, damit die Kirche konziliarer, moderner wird, ohne etwas von ihrem Wesen zu verlieren.“3

Diese Äußerungen fanden jedoch kein umfassenderes Echo, im Gegenteil, es gab Stimmen, die wegen der bisherigen Verdienste der Kirche bei der Beseitigung des kommunistischen Systems dazu aufriefen, eine solche Aktion der – wie es hieß – Selbstgeißelung der katholischen Gemeinschaft in Polen zu unterlassen. Eine bedeutsame Ausnahme war die Äußerung Primas Józef Glemps, der bei der Einführung zur hl. Messe am 20. Mai 2000 in Warschau feststellte: „Eine Gewissenserforschung muss uns in voller Wahrheit vor Gott stellen. In der Wahrheit sein, bedeutet, die eigenen Schwächen, Treulosigkeiten und Vergehen gegen Gottes und der Kirche Gesetze anzuerkennen. Sie bedeutet auch, das Gute wahrzunehmen, das nicht übergangen werden darf ... Man darf jedoch nicht das Böse und die Brandherde des Bösen mit Schweigen übergehen, des Bösen, das unsere Kleidung befleckt, während wir mit befleckten Kleidern einhergehen und warten, dass das Böse antrocknet.“4 Das war eher eine persönliche Gewissenserforschung eines Bischofs, der seinen Hirtendienst in einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort ausübte (wenngleich sie tief bewegt durch ihre Offenheit), als eine Äußerung im Namen der Ortskirche, die im Bewusstsein des Neubeginns über die eigene Erfahrung der Präsenz im kommunistischen System spricht und die Vergangenheit bewertet, um so die Möglichkeit zu einem umfassenderen Dialog mit der demokratischen Gesellschaft zu eröffnen. Denn die Ursache zahlreicher Missverständnisse und Spannungen bei der Suche der Kirche nach der ihr eigenem Ort in der sich umgestaltenden polnischen Gesellschaft waren nicht – wie das oft behauptet wird – solche oder andere Fehltritte, nicht die nicht immer glücklichen Initiativen und nicht immer glücklich formulierten Äußerungen, sondern der Mangel an Selbstreflexion über die eigene Nachkriegsgeschichte. Es geht vor allem darum, dass die Gemeinschaft der Gläubigen mehr als bisher das Maß der moralischen Schäden erkennt, an denen sie in den letzten fünfzig Jahren teilhatte. Denn die von der besonderen Situation diktierten, im Gefühl der Verantwortung für das Gemeinwohl der ganzen Gesellschaft akzeptierten Kompromisse haben manchmal die Aussage des evangelischen Zeugnisses der Jünger Jesu Christi geschwächt. Aus der Perspektive der Zeit muss sich also die Frage erheben, ob alles getan worden ist, um die Sensibilität für das Böse zu schärfen und die Antwort der Liebe so tief reichen zu lassen, dass sie imstande wäre, den Geist des Hasses und der Vergeltung zu überwinden. Zu einer solchen Frage sollte nicht nur die beobachtete Hilflosigkeit angesichts der Herausforderungen der neuen Wirklichkeit nötigen, sondern auch die liturgische Praxis der Kirche, die zu Beginn jeder hl. Messe dazu aufruft, dass man vor Gott seine Sündigkeit anerkennt.

Gleichzeitig würde, so scheint es, dieser von der Kirche unternommene Schritt es den in das Böse jener dunklen Zeit verwickelten Menschen erleichtern, ähnlich initiativ zu werden, und zugleich würde es die christliche Gemeinschaft für den Dialog mit jenen öffnen, die draußen stehen. Im Leben der Gesellschaft würden so klar umrissene Standards für die Abrechnung mit der schmerzhaften Vergangenheit und Grundlagen für ein moralisch durchsichtiges Handeln der Bürger in einem völlig freien und souveränen Staat geschaffen werden. Denn das Beispiel der Kirche, die aus der kommunistischen Zeit als große und verdiente Autorität der demokratischen Opposition in schwierigen Zeiten hervorgeht, würde zum Vorbild für alle, auch für die ehemaligen Mitglieder der Partei des Regimes, die im jetzt demokratischen Polen politisch tätig werden. Ich denke, wenn die katholische Kirche entschieden und mit voller Bestimmtheit eine solche Abrechnung mit der eigenen Vergangenheit unternommen und ein Resümee ihrer gesamten Nachkriegserfahrung mit all dem Widerstand gegen die kommunistische Staatsmacht unternommen hätte, dann wäre Polen heute nicht von der moralischen Zersetzung der politischen Eliten betroffen, zu deren schockierendem Symbol die Schmiergeld-Affäre eines Lew Rywin geworden ist.

Die geteilte Einheit

Ein anderer Grund für die Prüfung, der frühere Hoffnungen unterworfen wurden, wurde die neue Erfahrung, dass es bisher nicht bekannte Trennungslinien im Schoß der katholischen Gemeinschaft in Polen gibt. In der vergangenen Periode, die durch den von der kommunistischen Staatsmacht geführten Kampf gegen die Kirche charakterisiert war, vollzog sich innerhalb der Gemeinschaft der Christen ein besonderer Prozess der Unifizierung und des Schulterschlusses. Im Namen der Verteidigung gegen oft unternommene Versuche, die Kirche zu spalten, vereinigte man die Kräfte – trotz der bestehenden Meinungs- und Erfahrungsunterschiede. Wenngleich mit der Zeit, besonders dann, wenn die ideologische Konfrontation abgemildert wurde, sich unter den Katholiken Spannungen abzeichneten und Meinungsunterschiede immer deutlicher wurden, so trat man doch nach außen immer wieder geschlossen mit der Hierarchie auf. Die Veränderung der sozio-politischen Situation nach 1989 förderte manchmal weitgehende Trennungslinien zutage, sie bewirkte auch, dass scheinbar lang vergessene Anschauungen wiederauflebten. Auch Vertreter des polnischen Episkopats, der bislang als Monolith gesehen wurde, begannen abweichende Meinungen darüber zu zeigen, wie die Gegenwart der Kirche im öffentlichen Leben aussehen soll. Die Tatsache, dass ein gemeinsamer Standpunkt in dieser Hinsicht fehlte, ermöglichte u. a. die umstrittene Aktivität eines Pater Tadeusz Rydzyk, des Direktors von Radio Maryja. Möglich wurden dadurch auch die unablässig unternommenen Versuche, die Kirche durch frustrierte Politiker zu instrumentalisieren. Da es wegen widerstreitender Meinungen an Konsequenz und entschiedenem Handeln fehlt, kann der genannte Ordensmann aus Toruń/Thorn trotz der Intervention von Primas Glemp weiterhin die katholische Gemeinschaft in Polen polarisieren. Der einzige Mensch, der durch seine Autorität fähig ist, diese sich immer schmerzhafter abzeichnenden Differenzen zu beherrschen, ist Papst Johannes Paul II. Seine Äußerung – wie das auch früher mehrmals der Fall war – machte es möglich, in bedeutsamer Weise u. a. die Anti-EU-Kampagne zu bremsen, die vor dem Europa-Referendum nicht nur von dem Milieu um Radio Maryja geführt wurde, sondern auch von einer Gruppe Geistlicher unterschiedlicher Ebenen, die ebenfalls unter dem Einfluss dieses Radios stehen.

Sehr fromm und wenig religiös

15 Jahre Aktivität katholischer Kirche in Polen nach dem Umbruch von 1989 sind auch eine Bewährungsprobe und ein Test für die Religiosität der Polen. Unter der Herrschaft der totalitären Ideologie, als die Kirche ein besonderer Raum war, in dem man Freiheit finden und zugleich Widerstand gegen die Staatsmacht üben konnte, war es schwierig, eine eindeutige Antwort auf die Frage zu geben, was letztlich für die Erklärung über das eigene Christsein entscheidend war. Im Zusammenhang damit prophezeite man, gleich nach dem Sturz des Kommunismus, eine schnelle Verödung der polnischen Kirchen, wie man das ähnlich in Westeuropa beobachten konnte. Diese Prognosen erwiesen sich jedoch nicht als voll berechtigt. Dennoch wäre die Behauptung falsch, die Zeit der sozio-politischen und ökonomischen Transformationen hätte keinen Einfluss auf den Glauben der Polen gehabt.

Wie soziologische Untersuchungen zeigen, bezeichnen sich seit längerer Zeit 91-92 Prozent der Bevölkerung immer noch als gläubig und tiefgläubig. Es verstärkt sich jedoch systematisch die Diskrepanz zwischen dem erklärten Glauben und einem mit diesem Glauben übereinstimmenden Leben. Das ist zwar kein neuer Trend, denn er war schon vor 1989 sichtbar, aber heute wird er in den Antworten der Befragten deutlicher artikuliert. Das betrifft vor allem die Ehe- und Familienmoral. Im neuesten Bericht „Die katholische Kirche zu Beginn des 3. Jahrtausends in der Meinung der Polen“5 wird darauf hingewiesen, dass es mehr Personen gibt, die bewusst die Morallehre der Kirche verneinen. Gleichzeitig ergibt sich aus dem Bericht, dass die Zahl der tiefgläubigen Menschen zunahm: von 10 Prozent im Jahre 1991 auf 19,8 Prozent 2002. Es wächst auch die Zahl der regelmäßig Praktizierenden: von 52,4 Prozent bis fast 58 Prozent. Ebenfalls ist eine Zunahme mancher religiöser Praktiken zu verzeichnen, z. B. der Teilnahme an der Sonntagsmesse – gegenwärtig liegt die Zahl dafür bei 60 Prozent.6 Diese Situation wurde am besten durch Erzbischof Henryk Muszyński kommentiert, der in einem Interview feststellte, dass „die Polen gleichzeitig sehr fromm und wenig religiös sind, dass sie an der Tradition und der Kirche hängen und sich gleichzeitig nicht selten von ihrer Lehre distanzieren ... Mich beunruhigt sehr das Wuchern kultischer Handlungen bei gleichzeitiger Unterschätzung der ethischen Haltungen. Das ist eine ‚verkürzte Religiosität‘ oder sogar ein Religiositätsersatz, der der Beruhigung, vielleicht sogar der Einschläferung des eigenen Gewissens dient.“7

Aus den genannten Untersuchungen resultiert auch, dass sich eine Verschiebung von dem persönlichen Gott zu einem unpersönlichen vollzieht. Zumindest 20-30 Prozent der jungen Menschen, die sich als gläubig erklären, glauben nicht an einen persönlichen Gott. Beunruhigend sind auch Zahlen über die Akzeptanz moralischer Normen in dieser Gruppe. Nach dem Mitautor des Berichts, Dr. Sławomir Zaręba, kann man bereits von einer „Transformation der Sitten, vor allem unter der polnischen Jugend, sprechen“. Dass es an einer Antwort der polnischen Jugendpastoral auf diese Herausforderungen fehlt, muss folglich unruhig machen. In den Führungsgremien überwiegt nämlich die Überzeugung, die Rückkehr des Religionsunterrichts in die Schulen nach dem Sturz des Kommunismus hätte alle Probleme dieses Milieus gelöst. Doch die Jugend im wieder frei gewordenen Polen wird – wie ein Publizist bemerkte – mit jedem Tag mehr zu einer sich selbst überlassenen Kirche.8

Die prophetische Präsenz der Kirche in der Gesellschaft

Zu einem wesentlichen Problem der katholischen Kirche in Polen wird in der ganzen Zeit der Transformation die Frage, ob und wie sie ihren eigenen Platz in der Gesellschaft definiert. Sie darf sich nicht darauf beschränken, ausschließlich im Bereich der individuellen Religiosität des Menschen und im Rahmen des sprichwörtlichen vorkirchlichen Raumes oder in einer ihrer vielen karitativen Organisationen zu wirken, sondern sie muss auch Anteil haben an der weiträumigen Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens und der zwischenmenschlichen Beziehungen – wobei es hier besonders wichtig ist, wie diese Anwesenheit der Kirche im Leben der ganzen Gesellschaft aufgebaut wird. Es geht nicht so sehr um eine triumphale Rückkehr aus dem kommunistischen Nichtsein, um die Erneuerung des Bündnisses von Thron und Altar oder um das Streben nach der Errichtung eines Bekenntnisstaates, sondern darum, die prophetische Funktion für die Welt zu erfüllen. Die Kirche muss Gewissen der Gesellschaft sein, indem sie die moralische Sensibilität im Menschen weckt, selbst wenn der Preis dafür die Störung der sich korrekt darstellenden Beziehungen zur Staatsmacht wäre. Doch in dieser Hinsicht sieht man immer wieder eine gewisse Unentschlossenheit der Hierarchie – Ergebnis eines mangelnden gemeinsamen Standpunktes zur Frage, wie die Präsenz der Kirche im sozio-politischen Leben aussehen soll. Deshalb hört man keine deutliche Stimme der Kirche zur Frage der Moral im öffentlichen Leben, zur Frage der zahlreichen politischen und ökonomischen Affären, man vermisst auch einen entschiedenen Standpunkt und volle Entschlossenheit bei der Lösung moralischer Fehltritte innerhalb der eigenen kirchlichen Gemeinschaft. Es fehlte auch an einer prophetischen Stimme der Hierarchie in einem Augenblick, als sich im Zusammenhang mit der Frage des Baus eines so genannten „Zentrums gegen Vertreibungen“ die polnisch-deutschen Beziehungen drastisch zu verschlechtern begannen. Nach vielen Jahren mühsamen Aufbaus der gemeinsamen Nachbarschaft und der fundamentalen Teilhabe der katholischen Kirche an diesem Prozess hätte man eine Reaktion und eine Beschreibung des Standpunktes erwarten können, der dem historischen Ereignis von 1965, dem Briefwechsel zwischen den polnischen und deutschen Bischöfen, angemessen gewesen wäre.

Die Notwendigkeit des Dialogs

Zum Schluss muss unterstrichen werden, dass die Frage des Dialogs in der katholischen Kirche Polens die besondere Erfahrung und zugleich Herausforderung für die ganze Zeit der 15 Jahre bleibt. Es geht um den Dialog der Kirche mit der Welt, aber auch innerhalb der Gemeinschaft der Gläubigen. Das ist eines der schwierigeren Probleme, das seine Wurzeln sowohl in der sozio-politischen Situation der vergangenen Zeit als auch in der Art und Weise hat, wie die inneren Beziehungen im Rahmen der kirchlichen Gemeinschaft begriffen werden. In der Situation der fortschreitenden Demokratisierung des sozio-politischen Lebens ist es undenkbar, dass man versucht, den notwendigen Dialog außerhalb und innerhalb der Gemeinschaft der Gläubigen zu missachten. In diesem Kontext erscheint die Erziehung zum Dialog als besondere Herausforderung für die polnische Seelsorge nach der Wende von 1989. Der Dialogcharakter des Glaubens selbst gebietet es, das Evangelium zu verkünden, indem man mit der ganzen Menschheit in einen Dialog eintritt. Ein solches Verständnis verlangt jedoch eine andere Form der Evangelisierung, die man nicht als „Angriff auf die Ungläubigen“ begreifen muss, sondern als wirklichen Beginn einer Anwesenheit der Kirche, als plantatio der christlichen Gemeinschaft in allen gesellschaftlichen Gruppen. Gefordert ist auch das wahrhaftige Zeugnis sowie der nicht nur scheinbare Dialog im Rahmen der Strukturen der kirchlichen Gemeinschaft. Doch gerade auf dieser Ebene gibt es zahlreiche Spannungen und Missverständnisse. Ein Symptom dafür bleibt einerseits die Sprache der kirchlichen Lehre, die vielfach unverständlich und infantil ist, andererseits die unübersteigbare, von einer großen Gruppe Geistlicher geschaffene Mauer, an der in der Kirche die gläubigen Laien mit ihrem Wunsch nach vollerem Engagement im Leben der Gemeinschaft scheitern.

Aus dem Polnischen übersetzt von Wolfgang Grycz.


Fußnoten:


  1. Vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Tertio millennio adveniente, Libreria Editrice Vaticana 1994, Nr. 27, 36. ↩︎

  2. Vgl. Józef Majka, Odpowiedzialność za tyranię, in: Ład 16 (1993), S. 5; Bischof Jan Chrapek, Rola i zadania środków społecznego przekazu w przemianach polskich, in: Przegląd Powszechny 6/1993, S. 368 f.; Adam Przybecki, Po czterech latach. Rachunek sumienia polskiego Kościoła, in: Przegląd Powszechny 4/1994, S. 13-23. ↩︎

  3. Biuletyn Prasowy KAI 78, 30.09.1997, S. 3. ↩︎

  4. Kardinal Józef Glemp, Nasza wina, in: Tygodnik Powszechny 22, 28.05. 2000, S. 4. ↩︎

  5. Kościół katolicki na początku trzeciego tysiąclecia w opinii Polaków. Praca zbiorowa. Red.: W. Zdaniewicz, S. H. Zaręba. Warschau 2004. ↩︎

  6. Wzrasta selektywność wiary. Raport o religijności Polaków, in: Wiadomości KAI 24/2004, S. 16. ↩︎

  7. Polacy są równocześnie bardzo pobożni i mało religijni. Rozmowa z arcybiskupem Henrykiem Muszyńskim, metropolitą gnieźnieńskim, in: Przewodnik Katolicki 3, 18.01.2004, S. 18 f. ↩︎

  8. Vgl. Jerzy Majewski, Kościół pozostawiony samemu sobie, czyli młodzież w Kościele, in: W trosce o Kościół, Lublin 2000, S. 29-35. ↩︎