Länderinfo: Tschechische Republik
Eine aktuelle Fassung der Länderinformation zu Tschechien finden Sie unter www.renovabis.de/laender-projekte/laenderinformationen/tschechien.
Fläche: 78.866 km²
Einwohner: 10,2 Millionen
Hauptstadt: Prag (Praha)
Ethnische Gruppen:
90,4 % Tschechen; 3,7 % Mährer und Schlesier; 1,9 % Slowaken; 4 % Andere (Roma, Ukrainer, Deutsche, Polen usw.)
Geschichtlicher Überblick:
Auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik ließen sich seit dem 6. Jahrhundert slawische Stämme nieder. Im 9. Jahrhundert gelangte die Familie der Přemysliden an die Spitze des sich herausbildenden Staatswesens mit Prag als politischem und geistlichem Mittelpunkt (Bistum Prag seit 973). Die Přemysliden sorgten in den nächsten Jahrhunderten für den inneren Ausbau des Landes und riefen dazu deutsche Siedler ins Land. Ab 1212 war das Land erbliches Königreich innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und erlebte seine größte Blütezeit unter Kaiser Karl IV. (1346-1378). Im 15. Jahrhundert verwüsteten die Hussitenkriege das Land und trugen zur Entfremdung zwischen der tschechischen und deutschen Bevölkerung bei, die sich unter der Herrschaft der Habsburger (seit 1526) vertiefte. Auf die Schlacht am Weißen Berg im Jahre 1620 folgte die als temno („Dunkelheit“) bezeichnete Zeit der Unterdrückung aller Nichtkatholiken und Zurückdrängung der tschechischen Sprache.
Die nationale Wiedergeburt der Tschechen setzte im Gefolge der Aufklärung ein. Auf dem Slawenkongress in Prag (1848) wurde vergeblich die Gleichberechtigung der Slawen in der Donaumonarchie eingefordert. Am Ende des Ersten Weltkriegs entstand aus dem Gebiet des heutigen Tschechien und der Slowakei, die eine ganz andere Vorgeschichte hatte, die Tschechoslowakei (28. Oktober 1918). Ende der dreißiger Jahre wurde das Land Opfer der Expansionspolitik Hitlers (1938 Abtrennung des Sudetenlandes, 1939-1945 „Protektorat Böhmen und Mähren“). Nach 1945 musste die deutsche Bevölkerungsgruppe das Land verlassen. 1948-1989 herrschten die Kommunisten im Land, der „Prager Frühling“ (1968) brachte nur eine vorübergehende Auflockerung. Im Rahmen der politisch-gesellschaftlichen Umwälzungen im Ostblock kam es im Herbst 1989 zur „samtenen Revolution“ und zur Bildung demokratisch legitimierter Strukturen. Nicht befriedigend zu lösen waren jedoch die Spannungen zwischen dem tschechischen und slowakischen Landesteil, die schließlich zur Bildung zweier souveräner Einzelstaaten, der Tschechischen Republik und der Slowakischen Republik, führten.
Politisches System:
Die Tschechische Republik ist eine parlamentarische Republik (Verfassung von 1993, letzte Änderungen 2000), gegliedert in Gemeinden (obec) und in 14 höhere selbstverwaltende Regionen (kraj).
Zweikammerparlament (Abgeordnetenhaus mit 200 Mitgliedern; Legislaturperiode 4 Jahre, letzte Wahl: 28./29. Mai 2010; und Senat mit 81 Mitgliedern; Legislaturperiode 6 Jahre, letzte Wahl: Oktober 2010).
Staatsoberhaupt: Václav Klaus, Präsident (seit 28. Februar 2003)
Regierungschef: Petr Nečas, Ministerpräsident (seit 28. Juni 2010)
Ökonomische und soziale Rahmendaten:
Nach Wachstumsraten von jeweils über 6 Prozent in den letzten Jahren war 2009 in Tschechien infolge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu verzeichnen; 2010 betrug es 191,9 Milliarden Euro. Das BIP pro Kopf liegt bei 82 Prozent des EU-Durchschnitts. – Die Zahl der Arbeitslosen stieg von 4,2 Prozent (Mitte 2008) auf 9,9 Prozent (Februar 2010). Aufgrund der Eurokrise und der sich 2011 und 2012 abschwächenden Konjunktur ist der Beitritt zur Eurozone vorläufig nicht geplant.
Kirchliche Strukturen:
Religionszugehörigkeit: Tschechien zählt zu den Ländern mit dem niedrigsten Anteil von Bürgern, die sich zu einer Religion bekennen. Aktuelle Daten (Schätzungen): über 60 % Konfessionslose, ca. 25 % Katholiken, 1,2 % Mitglieder der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, 1 % Mitglieder der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche.
Die römisch-katholische Kirche gliedert sich in zwei Kirchenprovinzen (Prag, Olomouc/Olmütz) mit insgesamt acht Diözesen. Außerdem existiert seit 1996 in Prag ein Apostolisches Exarchat für Katholiken der griechisch-katholischen Kirche in der Tschechischen Republik.
Renovabis-Projekte und Schwerpunkte der Förderung:
Renovabis unterstützt besonders den Aufbau kirchlicher und sozialer Strukturen, die kirchliche Bildungsarbeit und engagiert sich bei der Verbesserung der Lage von Minderheiten. Weitere Schwerpunkte sind die Aufarbeitung historischer Belastungen aus dem vergangenen Jahrhundert und die Förderung der deutsch-tschechischen Versöhnungsarbeit.
Interessante Internetadressen: (letzter Aufruf: 08.12.2015)
* http://www.czech.cz/de/ (offizielle Seite der Tschechischen Republik)
* http://www.vlada.cz/ (tschechische Regierung)
* http://www.cirkev.cz/ (römisch-katholische Kirche)