Was erwarte ich von meiner Zukunft?

Aleksandra Aničić ist Mitarbeiterin des Jugendzentrums in Simin Han bei Tuzla (Bosnien-Herzegowina), das von IPAK aufgebaut worden ist.

Meine Erwartung ist eine stabile Zukunft und ein größeres Angebot auf dem Arbeitsmarkt für jüngere Leute. Ich würde mir wünschen, dass sich junge Menschen mehr in Gesellschaftsfragen engagieren. Auch sollten junge Menschen mehr gefragt werden, was ihnen fehlt und wie man das verbessern könnte.

Da mein Land vom Krieg betroffen war, haben sehr viele Jugendliche sich und ihre Identität verloren, gehen nur noch passiv mit ihrem Leben um und sind für ihr ganzes Leben traumatisiert. Da überlege ich mir schon, was ich selber für meine Zukunft tun kann. Eine sehr große Hilfe sind dabei Organisationen wie IPAK1, die versuchen, jungen Menschen zu helfen, damit sie ihren Weg in die Zukunft finden. Diese Organisationen geben vielen jungen Menschen die Hoffnung darauf, dass sie ihre Zukunft selber bestimmen können. Mir hat IPAK das vermittelt, und ich werde versuchen, meine dort gesammelten Erfahrungen an die jüngere Generation weiterzugeben.

Wie kann ich etwas für mich, mein Land und meine Kirche erreichen?

Ich denke, dass ich da durch persönlichen Einsatz sehr viel tun und auch manches erreichen kann. Zuerst möchte ich nicht passiv gegenüber den Problemen sein, die ein Jugendlicher hat. Ich kann meine Erfahrungen, die ich bei der Freiwilligenarbeit gesammelt habe, an jüngere Menschen weitergeben. Auch habe ich mich entschlossen, Sozialarbeit zu studieren und eine gute Ausbildung in diesem Bereich zu erwerben, da sich mein Land immer noch in einer Krise befindet und es viele soziale Härtefälle gibt, aber nicht genügend Fachleute, die sich damit befassen.

Es ist nicht genug, nur den Wunsch zu haben, sondern man muss auch die Schritte gehen, die meinem Land helfen können, eines Tages ein besseres Leben für junge Menschen anzubieten. Dabei hoffe ich, eines Tages die Worte zu hören „Ich will mein Land nicht verlassen, ich sehe hier eine Zukunft für mich und vielleicht eines Tages auch eine Zukunft für meine Kinder“. Da ich noch zu jung bin, um über eine eigene Familie zu sprechen, werde ich einfach versuchen, an dieser Zukunft mit zu arbeiten, indem ich etwas für mich und genauso für mein Land tue.

Was bin ich bereit, konkret zu tun?

Ich glaube, die Antwort auf diese Frage ist oben schon erfolgt. Da ich Sozialarbeit studiere und in diesem Bereich tätig sein will, denke ich, dass jede Art der Hilfe, die ich geben kann, jungen Menschen von Nutzen sein wird. Wenn ich nur studiere und sonst nichts anderes tue, bringt das nichts – wenn ich aber an verschiedenen Aktionen teilnehme, mich mit gesellschaftlichen Fragen beschäftige und etwas zu ändern versuche, dann habe ich etwas Konkretes getan, für mich, für mein Land und für unsere Zukunft.


Fußnote:


  1. „IPAK-Zukunft für Bosniens Jugend e.V.“ ist eine Jugendinitiative, die sich 1995 in Mosbach gegründet hat. Der Name „ipak“ bedeutet „trotzdem“. Er erinnert an das Massaker, bei dem am 25.05.1995 in Tuzla 71 Jugendliche ums Leben kamen. Zur Arbeit von IPAK vgl. auch das Schlaglicht von Lahira Sejfija in: Christof Dahm (Red.), Suche nach Heimat. Migration in Europa. (Dokumentation des 7. Internationalen Kongreses Renovabis 2003). Freising 2004, S. 154-156 (Anm. d. Redaktion). ↩︎