Vom kirchlichen Reformator zum nationalen Helden

Das Bild von Jan Hus im Wandel der Zeit
aus OWEP 3/2020  •  von Jaroslav Šonka

Dr. Jaroslav Šonka (geb. 1948) lebt in Berlin und Prag und ist publizistisch tätig; er war mehrere Jahre Studienleiter an der Europäischen Akademie in Berlin und zwischen 2011 und 2013 Direktor des „European Shoah Legacy Institute“ in Prag.

Zusammenfassung

Jan Hus starb 1415 auf dem Scheiterhaufen als Märtyrer seiner Überzeugungen. Seither, so könnte man durchaus Friedrich Schillers berühmtes Dichterwort über Hus‘ böhmischen Landsmann Albrecht von Wallenstein zitieren, „schwankt sein Charakterbild in der Geschichte“ – und das seit mehr als 600 Jahren.

Einleitung

Der Mensch wird ohne Schuld verdammt und ohne Verdienst erlöst. So lautet der Hauptsatz jener, die im Mittelalter die Vorstellung der Prädestination, der Vorherbestimmung des menschlichen Schicksals durch Gott, vertraten. Zu ihnen gehörte auch der Prager Prediger Jan Hus. Die Geschichte und Entwicklung der theologischen Vorstellungen um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhunderts sind jedoch komplizierter, denn beides verläuft in wechselseitiger Abhängigkeit und zudem parallel zur Entfaltung politischer Ideen. Im Folgenden soll es um die Wirkungsgeschichte von Jan Hus gehen, die von theologischen Debatten zu seinen Lebzeiten über die nationale Vereinnahmung im 19. Jahrhundert und den Missbrauch während des Kommunismus bis zu heutigen Bemühungen um eine Bereinigung der Geschichtsbilder vom nationalistischen Anstrich reicht.

Erwartung von Reformen

Jan Hus (um 1370-1415) ist in einer Zeit geboren, in der bereits viele Bemühungen sichtbar waren, autoritäre Strukturen der westlichen Kirche zu reformieren – sowohl durch geistigen Einsatz als auch mit Gewalt. Erinnert sei an Petrus Waldes, der am Ende des 12. Jahrhunderts in Lyon eine bis heute als Kirche existierende Bewegung gründete, die als Grundprinzip die Armut predigte, oder an John Wyclif (1320-1384), dessen Werke für Hus wichtig waren.

In Prag, aber auch im übrigen Mitteleuropa gab es während dieser Zeit mehrere Prediger, die dieser Reformbewegung angehörten. Einer der ersten war der aus Österreich stammende Konrad Waldhauser (um 1320-1369), der sein Leben in Prag beschloss. Weiterhin erwähnen möchte ich Jacobellus von Mies, bei dem Deutsch als Muttersprache vermutet werden kann, und Michael de Causis (1380-1432) aus Deutschbrod (Havlíčkův Brod), der mit Sicherheit deutscher Muttersprache war. Die später konstruierte Vorstellung, Hus habe etwas rein National-Tschechisches vertreten, hat also keinen Bestand. Auch unter den ab 1420 kämpfenden Hussiten waren keineswegs exklusiv nur Tschechen.1

In vielen Texten aus dieser Zeit wird die Dringlichkeit von Reformen unterstrichen. Eine für die Menschen besonders wichtige Frage war die Form der Eucharistie (vgl. Joh 6,54: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken“). Die Spendung der Eucharistie in beiderlei Gestalt („sub utraque specie“) wurde zu einem wichtigen Beweggrund der Reformer, von denen sich dann ein Flügel „Utraquisten“ nannte.

Später, unter den Hussiten, wurde deren heldenhafter Kampf vielfach auch mit dem aus der Bibel abgeleiteten Ende der Welt, das bald kommen sollte, begründet. Wieder war dies keine ausschließlich tschechische Vorstellung, sondern eine europaweite Erscheinung – und es war eine Vorstellung, die stark die Aufopferung im Kampf betonte.2 Diese Stimmung beeinflusste gleichzeitig die Position jener, die eine Reform der Kirche verlangten: Künftig sollte diese keine statische Struktur mit oberster Autorität mehr haben, vielmehr sollte sich die Kirche mit all ihren Ämtern nur mehr an der Bibel orientieren.

Wiedergeburt unter Martin Luther

Auch der Ansatz von Martin Luther als Reformator war mehr als hundert Jahre nach Jan Hus theologisch und nicht national geprägt, er ähnelt insofern dem Prager Theologen, den er selbst als einen seiner geistigen Vorläufer bezeichnet.3 Dies war für die Wirkungsgeschichte von Jan Hus allerdings eine andere Art von Auferstehung. Die Bemühungen einiger Maler, etwa Lucas Cranach des Älteren, beide Prediger zusammen darzustellen, zeigen deutlich den Versuch, eine allgemeine theologische Aussage zu präsentieren. Dabei werden Hus und Luther stellenweise in manchen Quellen als Heilige bezeichnet. Das Bild von Jan Hus wird damit um eine neue Facette erweitert: Er steht in einer Linie mit dem breiten Strom der europäischen Reformation des 16. Jahrhunderts.

Über Comenius unterwegs in die ganze Welt

Ähnlich ging es 200 Jahre nach dem Tod von Jan Hus weiter. Die Migrationsströme, die durch die Rekatholisierung Böhmens und Mährens während und nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges ins Ausland führten, brachten Mitglieder etwa der Mährischen Brüder, die in der Tradition von Jan Hus standen, zum Beispiel nach Brandenburg. Der Bischof der Mährischen Brüder Johann Amos Comenius (1592-1670) floh zunächst nach Schlesien und dann nach Berlin, sein Schwiegersohn Petrus Figulus (1617-1670) wirkte in Preußen als Pfarrer der Brüdergemeinde, dessen Sohn Daniel Ernst Jablonski (1660-1741) wurde Bischof der Brüdergemeinde und gründete zusammen mit Gottfried Wilhelm Leibniz die Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften und Künste.

Es geht nun eindeutig um globale Bezüge von Hus‘ Nachleben, denn es entstanden Missionsstationen der Brüdergemeinde in allen Teilen der Welt, etwa in Grönland und auf den Jungferninseln in der Karibik. Dies war Ausdruck christlichen Bewusstseins im Anschluss an das Wirken von Jan Hus mit dem Ziel, überall die Seelen zu retten.

Rekatholisierung unter den Habsburgern

Zur Entwicklung einer auf die moderne Nation bezogenen Perspektive in Böhmen und Mähren trug die Rekatholisierung bei, die von den Habsburgern im 17. Jahrhundert betrieben wurde. Sie haben in Prag mehrere Gedenkstätten gebaut, die sich auf den Sieg über die Protestanten in der Schlacht auf dem Weißen Berg 1620 beziehen. Direkt auf dem Schlachtfeld von 1620 erinnert daran eine Kirche vom Anfang des 18. Jahrhunderts.4 Jemand, der die späteren Vereinfachungen aus den Lehrbüchern verinnerlichte, ist jedoch überrascht, dass dort das Wappentier von Böhmen, ein Löwe, stellvertretend für die Habsburger die Fahnen der geschlagenen Protestanten unter den Vorderpfoten hält. Wenn man bei der Vorbereitung einer Exkursion zum Weißen Berg die Studenten fragt, welches Wappentier dort politisch verwendet wurde, vermuten sie dennoch, es müsse der Doppeladler der Habsburger sein. Sie sind dann durch die Wirklichkeit sehr überrascht. Die Habsburger legten damals auf die Darstellung der Symbole Böhmens großen Wert, was wiederum keine nationale Interpretation zulässt. Auf dem Weißen Berg hatte aus ihrer Sicht als legitimer Träger der böhmischen Krone tatsächlich der Löwe gesiegt.

Dies war am Rande von Prag – anders sieht es mitten in der Stadt aus. Der Altstädter Ring war zentral und deshalb besonders gut geeignet, historische Konfrontationen darzustellen. Hier, vor dem Rathaus, ist die Stelle, an der 27 böhmische Herren, Adlige und Universitätsangehörige am 21. Juni 1621 hingerichtet wurden. Erzählt wird dabei meist nicht, welcher Nation die Hingerichteten angehörten. So ist gleich der erste von ihnen, Joachim Andreas von Schlick, Graf von Passaun und Weißkirchen, zwar ein böhmischer Adliger gewesen, der jedoch eindeutig kulturell ein Deutscher war und neben Böhmen auch in Sachsen wirkte. Deutscher Herkunft waren wohl sieben der Hingerichteten. Wieder ist hier keine eindeutig nationale Zuordnung zu finden.

Der Friedensschluss von 1648 und seine Folgen

Der Dreißigjährige Krieg endete 1648 durch Verhandlungen in Münster und Osnabrück. Die Religion spielte dabei eine wichtige Rolle, es galt die Regel „cuius regio eius religio“, also „wessen das Land, dessen die Religion“. In den Ländern der habsburgischen Kaiser wurden in der Folgezeit viele katholische Symbole erneuert oder neu errichtet.

Die Muttergottes hat nach 1648 für die katholische Seite eine große Bedeutung gehabt, denn der Sieg auf dem Weißen Berg wurde einem Gebet zu ihr zugeschrieben. Der Grundstein zu einer Gedenksäule der „Siegreichen Mutter Maria“ auf dem Altstädter Ring in Prag wurde 1650 gelegt, um den Sieg im Zentrum Prags zu symbolisieren, also genau dort, wo 200 Jahre zuvor die Hussiten dominiert hatten. Sie wurde etwa 50 m entfernt von der Hinrichtungsstätte vor dem Altstädter Rathaus errichtet.

Die Verbindungslinien zwischen dem Weißen Berg und der Rekatholisierung sind im Zentrum der Altstadt durch viele weitere Symbole sichtbar. Dennoch oder gerade deshalb werden auch heute, 370 Jahre später, von vielen Tschechen nationalistische Argumente gegen die Errichtung der Säule ins Feld geführt: Viele sehen in der Muttergottesfigur auf dem Altstädter Ring neben dem Zeichen der Rekatholisierung vor allem das schmachvolle Symbol der Niederlage der Tschechen. Dazu gibt es viele teilweise an den Haaren herbeigezogene Argumente. So hat das Bild von Österreich als „Gefängnis der Nationen“, ein geflügeltes Wort aus den Debatten vom Anfang des 20. Jahrhunderts, unter den tschechischen Nationalisten bis heute überlebt. Kaum jemand erinnert jedoch daran, dass unweit der Mariensäule die Heilig Geist-Kirche steht, die am Anfang des 15. Jahrhunderts von deutschsprachigen Hussiten genutzt worden ist.5

Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurde über ein Denkmal für Jan Hus diskutiert – in der Zeit, in der sich der heutige Begriff von „Nation“ endgültig durchgesetzt hatte. Die Prager waren damals plötzlich Tschechen oder Deutsche. Nach einigen Diskussionen wurde ein Standort auf dem Altstädter Ring festgelegt und ein Wettbewerb ausgeschrieben, den Ladislav Šaloun, ein Bildhauer, der meist dem Jugendstil zugerechnet wird, gewann. Die große Personengruppe von Hus, Hussiten und Böhmischen Brüdern sollte einen Ausgleich zur Mariensäule schaffen als Symbol der so genannten „nationalen Wiedergeburt“. Das Denkmal wurde zwischen von 1903 und 1915 errichtet, infolge des Weltkriegs konnte jedoch keine große Einweihungsfeier stattfinden.

Jan Hus und die Muttergottes standen allerdings nur etwa zwei Jahre nebeneinander. Die Debatten darüber, ob beide Symbolfiguren nebeneinander existieren können, lösten am 3. November 1918, also fünf Tage nach der Ausrufung der selbstständigen Tschechoslowakei, Demonstranten unter der Führung von Franta Sauer, einem Schriftsteller und Freund des Schwejk-Autors Jaroslav Hašek – sie haben die Mariensäule einfach umgestürzt.6 Die nationale Aufladung der Debatten zwischen Tschechen und Deutschen gipfelte damals in der Beseitigung von Symbolen der jahrhundertelangen habsburgischen Herrschaft. Jan Hus war am Ende dieser Entwicklung endgültig vom religiösen Reformator zum nationalen Symbol umetikettiert worden.

Hus in der Sicht tschechischer Intellektueller

Am Anfang des 20. Jahrhunderts, 1902, besuchte der spätere erste tschechoslowakische Präsident Tomáš Garrigue Masaryk die Vereinigten Staaten und hielt in Chicago, einer Stadt, die für viele Tschechen eine neue Heimat geworden war, eine Reihe von Vorträgen, zu denen er von William Rainey Harper, dem Präsidenten der Universität Chicago, eingeladen worden war. Harper hatte viel zur Emanzipation der Juden beigetragen, und vielleicht wählte er Masaryk deshalb aus, weil damals das Engagement des tschechischen Professors beim Prozess gegen Leopold Hilsner, dem man 1899 den Mord an der jungen Anežka Hrůzová vorgeworfen hatte, weltweit Schlagzeilen machte.7 Masaryk wurde für die Herausgabe eines Büchleins zur Verteidigung Hilsners vielfach öffentlich angegriffen. Auch seine Vorlesungen an der Prager Universität wurden durch Tumulte nationalistisch eingestellter Studenten unmöglich gemacht.

In den Mittelpunkt seiner Vorlesungen in Chicago stellte Masaryk die tschechische Geschichte und besonders die Reformation, in der er Jan Hus eine zentrale Rolle zuwies. Wichtig waren dabei seine Argumente gegen den Nationalismus. Er formulierte: „Viele vermuten, dass die Reformation aus dem nationalen Gefühl spross. So erklären es sozialistische und nationale Schreiber. Dies ist aber nicht wahr, weil es damals nationales Fühlen im heutigen Sinne nicht gab.“ Eine Vorlesung befasste sich dann ausschließlich mit Hus‘ Wirken und belegt die Bedeutung Masaryks als profunder Historiker: Er ist fähig, auf der einen Seite Hus und seine Rolle innerhalb der Reformation zu erklären und auf der anderen Seite die Argumente für eine nationalistische Vereinnahmung zu entkräften. Damit blieb er jedoch in seiner Zeit eine Ausnahme. Sowohl die positive als auch die negative Pauschalisierung von Hus, jetzt schon mehr als Symbol und weniger als historische Figur, beherrschte die Debatte.8

Inspiration für Mussolini

Fast gleichzeitig, aber mit umgekehrter Einstellung, ließ sich Benito Mussolini durch Jan Hus inspirieren. Sein Buch Giovanni Huss il Veridico („Johannes Hus der Glaubwürdige“) erschien 1913. Er studierte dazu keine Originalquellen und schöpfte lediglich aus einigen Darstellungen von Historikern. Durch die Heranziehung von Hus verfolgte er jedoch eigene ideologische und politische Ziele. Mussolinis Hus war ein die katholische Kirche kritisierender Klassiker, der die Wandlung Italiens im nationalistischen Geist unterstützen sollte – in einem Land, das nach der Annexion des Kirchenstaats 1870 in einem ungelösten Konflikt mit dem Papsttum lag, war gerade Hussens Kritik an der Macht der Päpste in jenen Jahren willkommen. Dass Hus hier als Vorwand für die eigentlich nationalistisch motivierte Machtergreifung Mussolinis missbraucht wurde, ist ein weiteres Beispiel für die Wandlung des Bildes einer realen Person aus ferner Vergangenheit und ihrer Vereinnahmung zu Zielen, die mit der eigentlichen Geschichte nur wenig zu tun haben.

Kommunistische Vereinnahmung

Das war jedoch keineswegs das Ende der Wandlungen des Hus-Bildes. In der Geschichtsschreibung kam nun noch die Klassenperspektive hinzu. Die 1921 gegründeten tschechoslowakischen Kommunisten bezogen sich auf Hus als Initiator der Hussitenbewegung, als Unterstützer der Armen, und haben damit eine vollständig neue und ziemlich manipulierte Auslegung des Schicksals von Hus und der Geschichte des 15. Jahrhunderts konstruiert. Dabei wurde auch die Rolle der damals herrschenden Könige entsprechend umgedeutet. So war König Wenzel IV. gemäß der kommunistischen Lesart ganz nett, hat ihn doch eine Wäscherin (also „Proletarierin“) über die Moldau gebracht und so aus der Gefangenschaft 1394-1396 befreit. Sigismund, sein Bruder, war hingegen der „rothaarige Fuchs“ und in der neuen Sicht viel zu deutsch geprägt, um von den tschechischen Kommunisten akzeptiert zu werden.

Auch die Filme von Otokar Vávra, an deren Anfang ein Werk über Hus stand, haben eine breite Wirkung entfalten können..9 Sie bilden einen Gipfel der kommunistischen Interpretation der Person Jan Hus. Und die Aussagen des kommunistischen Kulturministers Zdeněk Nejedlý sind auch bis heute sprichwörtlich – Nationalismus pur.

Bis heute halten sich auch die in der kommunistischen Zeit entwickelten und in die Lehrbücher hineingeschriebenen nationalistischen Interpretationen. Die Internetdebatte zu einer Wiedererrichtung der Mariensäule strotzt von nationalistischen und despektierlichen Sprüchen, etwas dass es ohnehin eine neue Säule sei (natürlich haben sich nicht alle Bruchstücke erhalten, aber viele davon liegen im Lapidarium der Stadt Prag). Allen Widerständen zum Trotz wurde die neue Säule am 4. Juni 2020 aufgerichtet.

Fragen für die Zukunft

Was ist zu tun mit der Person von Jan Hus, dessen reale Geschichte wir kennen, aber auch wissen, wie oft er in den 600 Jahren seit seinem Tod benutzt und manchmal sogar missbraucht wurde? Gerade in der heutigen Zeit warten tschechische Politiker zu oft mit der These auf, dass „wir die tschechischen Nationalinteressen gegen die Strukturen der (manche sagen „von Deutschland beherrschten“) Europäischen Union verteidigen müssen“. Die Realität sieht jedoch anders aus: Die Strukturen des Kontinents sind eine Instanz, die uns in den jeweiligen Mitgliedsstaaten gerade gegen die einheimischen Oligarchen oder sogar Betrüger schützen. Genauso wie bei Jan Hus geht es hier um eine Suche nach Argumenten, die in einer offenen und globalen Debatte verwendbar sind, in einer Debatte, die durch allgemeine Prinzipien inspiriert ist und Grenzen überschreitet.

Das Denkmal von Jan Hus und die neu errichtete Mariensäule auf dem Altstädter Ring in Prag (Foto: Jaroslav Šonka)

Durch die Selbstbeschränkung auf einen nationalen Spielplatz verlieren wir viel, vor allem unser kritisches Potenzial in der öffentlichen Debatte. Genauso wie bei der Person Jan Hus setzt man sich ins Unrecht, wenn man ein Thema in die nationale Ecke zerrt und so seine übernationale Bedeutung einschränkt.


Fußnoten:


  1. Petr Čornej: Husitství a husité (Hussitentum und die Hussiten). Prag 2019. ↩︎

  2. František Palacký: Dějiny národu českého v Čechách a na Moravě (Geschichte der tschechischen Nation in Böhmen und Mähren). Prag 1928, Band VI. ↩︎

  3. Deutlich wird dies in einem Wort Martin Luthers: „ Wir sind alle Hussiten, ohne es gewusst zu haben.“ (Vgl. z. B. https://www.luther 2017.de/de/reformation/und-ihre-menschen/jan-hus/↩︎

  4. Vgl. zum Hintergrund Anežka Najmanová OSB: Der Weiße Berg in Prag – vom Schlachtfeld zur Begegnungsstätte. In: OST-WEST. Europäische Perspektiven 18 (2017), H. 1, S. 71-79, bes. S. 72 f (der gedruckten Ausgabe). ↩︎

  5. Palacký (wie Anm. 2), Band VI, S. 27. ↩︎

  6. Abbildung der gestürzten Mariensäule z. B. unter https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Marian_column_destroyed,_Prague.jpg (letzter Zugriff: 01.12.2023) ↩︎

  7. Der von antisemitischen Vorurteilen beherrschte Prozess gegen Leopold Hilsner erregte ähnliches Aufsehen wie die Dreyfus-Affäre in Frankreich. (Anmerkung d. Redaktion) ↩︎

  8. Draga Shillinglaw-Kellick: Přednášky prof. T. G. Masaryka na Chicagske univerzitě v létě roku 1902. (Vorträge von Prof. T. G. Masaryk an der Chicagoer Universität im Sommer 1902). Prag 2019. ↩︎

  9. Vgl. https://www.csfd.cz/film/9453-jan-hus/prehled (der Film stammt aus dem Jahre 1954). ↩︎